DSA-Romane drucken lassen

Der DSA-Sammler hat es nicht leicht: Immer wieder sind da diese ärgerlichen Lücken im Bücherregal. Lücken die sich zumeist nur für viel Geld bei ebay füllen lassen. Klar, vieles ist noch als E-Book erhältlich. Aber das ist ja nicht dasselbe. Oder etwa doch?

Das Sammeln

Wer, wie ich, erst spät wieder mit dem Sammeln von DSA-Romanen angefangen hat, kennt sicherlich das Problem: Viele der insbesondere älteren Romane sind längst nicht mehr im Buchhandel verfügbar, die Preise auf ebay und anderen Gebrauchtbuch-Plattformen teilweise erschreckendwiderlich und ekelerregend. Das Zehnfache des Verkaufspreises ist für manche Titel leider keine Seltenheit. Zwar gilt in Deutschland die Buchpreisbindung, diese nimmt jedoch explizit alle Bücher aus, die bereits einmal zum angegebenen Verkaufspreis den Besitzer gewechselt haben (Buchpreisbindungsgesetz §3, Satz 2).

Im Prinzip sind alle DSA-Romane noch erhältlich - aber der Preis...

Was kann man als gestresster Sammler also tun, wenn man nicht zum Hochschaukeln der Gebrauchtbuch-Preise beitragen möchte? Eine Neuauflage der ersten 70 Bücher durch Heyne ist mehr als unwahrscheinlich. Fantasy Productions, die bis Buch 130 verantwortlich waren, gibt es praktisch nicht mehr (nur noch als Verleger eines jungen aufstrebenden Fantasy-Autors). Ein Hoffen auf Ulisses, die als FanPro-Nachfolger die Rechte an den alten Romanen haben dürften, ist vermutlich ebenfalls nutzlos, da die Zielgruppe für Neuauflagen in den meisten Fällen zu klein sein dürfte, um rentabel zu sein. Zwar sind im Rahmen der Ulrich Kiesow Gesamtausgabe zumindest die Romane des DSA-Miterfinders alle wieder in neu gedruckter Form verfügbar, die Bücher weniger prominenter (und damit schlechter vermarktbarer) Autoren werden sicherlich nie eine derartige Luxus-Wiederbelebung erfahren.

Die E-Books

Von den insgesamt 160 Romanen der regulären Buchreihe sind aktuell im F-Shop gerademal 36 Romane in physischer Form käuflich erwerbbar, d.h. nur knapp jeder vierte Roman ist noch erhältlich. Dafür gibt es aktuell 118 von ihnen in elektronischer Form - entweder als PDF-, MOBI- oder EPUB-Dateien für den E-Book-Reader. Wer also seinen aventurischen Belletristik-Hunger elektronisch zu stillen gewillt ist, kann immerhin noch drei Viertel aller Bücher erwerben. Das ist doch schonmal ein Anfang.

Für den phyischen Buchsammler, der gerne gedrucktem Papier im Regal beim Vergilben zuschaut und stolz seine Finger über die in Reih' und Glied aufgestellten Buchrücken gleiten lässt, muss es also noch eine Lösung geben, die irgendwo zwischen den relativ gut verfügbaren, aber schlecht sammelbaren E-Books, und den seltenen, aber hübsch im Regal aussehenden echten Büchern liegt. Und diese Lösung heißt: Print-on-Demand!

Drucken lassen

Print-on-demand (oder auch Book-on-Demand), also das Drucken eines Buches oder einer Kleinserie von Büchern nur bei einer konkreten Bestellung, gibt es seit etwa zwanzig Jahren, und mittlerweile sind sowohl das Verfahren als auch die Anbieter etabliert genug, um Druckpreise zu bieten, die auch für den armen Rollenspiel-Leser erschwinglich sind. Dutzende Anbieter tummeln sich auf dem Markt, und auch wenn der Traum von einem Print-on-Demand-Drucker in jeder Buchhandlung auf dem deutschen Markt leider ein Traum geblieben ist, kann heutzutage jeder auf dem Postweg in wenigen Tagen ein selbstgeschriebenes Buch in Händen halten.

Solche Maschinen fehlen in deutschen Buchhandlungen noch...

Wollen wir das doch konkret einmal selbst versuchen: Wir nutzen Print-on-Demand, um ein altes, nicht mehr einzeln erhältliches Buch als Selbstdruck wiederzubeleben! Die Wahl fiel, aus historischen Gründen, auf den allerersten Roman der offiziellen Heyne-DSA-Reihe, Der Scharlatan von DSA-Großmeister Ulrich Kiesow. Das Buch ist im Ulisses E-Book-Shop für schlappe 4,99 € verfügbar. Zwar bin ich bereits im Besitz der Original-Ausgabe, der Ulrich Kiesow Gesamtausgabe und der kostenlosen E-Book-Version, die es im Rahmen der DSA5-Beta-Challenge für begrenzte Zeit gab. Dennoch kaufte ich noch eine weitere E-Book-Version, um rechtlich einigermaßen auf der sicheren Seite zu sein.

Lulu

Nun muss ein passender Print-on-Demand-Anbieter gefunden werden. Meine Wahl fiel auf Lulu, da ich bei denen selbst vor etwa zehn Jahren erste Bücher habe drucken lassen, und mit den Ergebnissen sehr zufrieden war. Ich will nicht ausschließen, dass es da draußen noch sehr viele andere vergleichbare oder gar bessere Anbieter geben mag - aber für mich macht die Lulu-Webseite auch heute noch einen sehr professionellen und technisch überzeugenden Eindruck.

Auf der Lulu-Webseite stehen die verschiedensten Formate zur Auswahl

Lulu bietet insgesamt 11 verschiedene Buchformate für Paperback-Bücher, die von kleinen 10.8 x 17.5 cm Taschenbüchern bis zum DIN A4 Format reichen. Leider ist das von alten Heyne-Taschenbüchern verwendete Format 11,6 x 17,8 cm etwas größer als das bei Lulu verfügbare, sodass ich mich entschlossen habe, statt der ursprünglichen Größe lieber das neue, von Ulisses seit Mehrer der Macht verwendete Format 14,1 x 20,9 cm nachzubilden, das dem Lulu-Format 14,8 x 21,0 cm recht nahe kommt.

Die Druckdaten

Nachdem man sich bei Lulu angemeldet und ein neues Projekt begonnen hat, muss die Buch-Datei hochgeladen werden. Da gibt es auch schon das erste Problem: Lulu unterstützt zwar eine Menge Text-Formate (.pdf, .doc, .docx, .rtf, .txt), .epub und .mobi sind aber nicht darunter. Den Scharlatan gibt es bei Ulisses aber nur in der .epub-Variante. Also musste ich die Datei erstmal mit der frei verfügbaren Software Calibre in eine PDF-Datei umwandeln, was prinzipiell kein großes Problem darstellt. Dass das Resultat dank einiger Hurenkinder und Schusterjungen nicht ganz den qualitativen Ansprüchen an ein gekauftes Buch genügt, wollen wir mal großzügig ignorieren.

Die Umschlaggestaltung war auch kein sonderlich großes Problem, stehen doch mittlerweile Dank der hervorragenden Romanlayout-Vorlagen aus dem Scriptorium Aventuris alle erforderlichen Vorlagendateien zur Verfügung. Leider nur für InDesign (das ich nicht besitze) - aber mit ein Bisschen Arbeit in Photoshop (für das ich Adobe jeden Monat zehn Euro in den Rachen werfe) kann man das Layout ganz gut manuell nachbilden. Da ich das Buch nur für meinen privaten Gebrauch erstellt habe, wurde auf die Scriptorium Aventuris Logos verzichtet, um dem Layout der Originalbücher möglichst nahe zu kommen. Problematisch war die Gestaltung des Buchrückens, da dafür keine Vorlage im Scriptorium verfügbar ist. Daher weicht der selbstgestaltete Buchrücken nun deutlich von den offiziellen Romanen ab.

So sieht der "selbstgestaltete" Buchumschlag aus

Nach dem Erstellen und Hochladen der Umschlagseite (d.h. Vorderseite, Rückseite und Buchrücken) und einer letzten Kontrolle kann das Buch bestellt werden. Die gute Nachricht: Der eigentliche Druck des Buches ist erstaunlich günstig: Gerade einmal 6,52 € habe ich für das 236 Seiten starke Buch bezahlt. Die schlechte Nachricht: Das Porto schlägt mit 4,99 € nochmal ordentlich zu, wodurch man (zusammen mit dem Kauf des E-Books) auf einen Gesamtpreis von 17,31 € kommt. Was ich insgesamt für einen sehr fairen Preis für ein nicht mehr verfügbares Buch halte.

Das Ergebnis

Nach einer viel zu langen Wartezeit klingelt dann endlich der Postbote, und überrascht das heiß ersehnte Buch.

Links ein Original, rechts eine Fälschung 

Der erste Eindruck ist hervorragend: Das Buch-Cover kommt strahlend und Farbecht daher, das Buch wirkt hochwertig verarbeitet, die Seiten sauber gedruckt und beschnitten. Und das Beste: Neben den anderen Büchern sieht der selbstgedruckte Band hervorragend aus! Man muss schon genau hinsehen, um das selbstgedruckte Buch vom gekauften Buch unterscheiden zu können.

Der fehlende Barcode verrät die Fälschung

Ein paar Probleme darf man natürlich nicht verschweigen: Die Qualität des gedruckten Buchs ist zweifellos gut, kann aber dennoch nicht mit der eines im Laden gekauften Buches mithalten. Auf zusätzliche Gimmicks wie die klappbaren Innenumschlagsseiten der neuen Ulisses-Bücher muss man selbstverständlich ebenfalls verzichten. Und Geduld muss man haben, denn der Druck und die Lieferung der Bücher kann auch gerne mal zwei Wochen dauern. Auch die investierte Arbeitszeit für die Erstellung der PDF-Dateien ist nicht ganz unerheblich, und einige Kenntnisse im Umgang mit Grafik- oder Layoutprogrammen sind auch erforderlich. Schlußendlich das vermutlich größte Problem: Gerade die bei ebay heiß begehrtesten Bücher (Der Aschengeist, Macht, Verrat) sind aktuell nicht als E-Books verfügbar.

Rechtliches

Nun hat man also ein wunderbares Buch drucken lassen, das im Regal zu gefallen weiß. Aber die Frage bleibt: Darf man das überhaupt? Für eine rechtliche Einschätzung habe ich mich an höchste Stellen gewendet, und Markus Plötz auf der RPC 2017 in Köln persönlich gefragt. Seine Aussage (hoffentlich korrekt wiedergegeben): Solange für jedes Buch ein E-Book gekauft wird und die gedruckten Bücher nur für den privaten Gebrauch verwendet werden, gibt es von Seiten der Firma Ulisses keine Einwände. Jede Massenproduktion von Büchern, Weitergabe der gedruckten Bücher oder der E-Book-Dateien ist selbstverständlich untersagt, wie sich jeder denken kann.

Für etwas DSA-Schokolade hat Markus Plötz keine Probleme mit selbstgedruckten Büchern

Selbstverständlich gilt auch hier wie immer: Ich bin kein Jurist, und daher sollte sich niemand auf meine rechtliche Einschätzung verlassen.

Der Ausblick

Bei unserer netten Unterhaltung (ich hoffe, die Schokolade hat geschmeckt!) teilte mir der Ulisses-Chef aber auch noch eine Neuigkeit mit, die ich hier ausdrücklich nennen darf: Man arbeitet bei Ulisses selbst an einer Möglichkeit für Print-on-Demand-Bücher! Wenn alles gut geht, könnte es zum Ende des Jahres 2017 schon soweit sein, dass man vergriffene Bücher offiziell nachdrucken lassen kann!

Sollte das tatsächlich klappen, wäre dieser ganze Artikel schon bald total überflüssig gewesen, da es in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft keine ausverkauften Bücher mehr geben wird!

Hesinde und Nandus seien gepriesen!

Kommentare

  1. Mal eine kleine Frage (und damit einen Schritt weiter gedacht): Es ist doch Prizipiell möglich den Text von Calibre via Copy-and-Paste in jeden Text-Editor der eigenen Wahr zu übertragen.
    Wäre es dadurch nicht auch Möglich gewesen die Schusterjungen und Hurenkinder zu umgehen?

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    1. Das wäre bestimmt möglich, ich muss aber gestehen, dass ich mich nicht sehr ausgiebig mit Calibre beschäftigt habe, und es mir einfach nur wichtig war, schnell und ohne viel Korrekturaufwand eine halbwegs druckbare PDF-Datei zu bekommen. Wenn man mehr Zeit und Muße hat, könnte man die Datei natürlich auch nach Word konvertieren und dort den Text nach Belieben verschönern. Neben den Schusterjungen und Hurenkindern hätte man so auch vernünftige Silbentrennng, deutsche Anführungszeichen und einen schöneren Kapitel-Kopf einbauen können. Aber wie gesagt: Diesen Anspruch hatte ich nicht, da ich das Buch bereits dreimal besitze, und es nur ein Proof-of-Concept war. Ich würde mich freuen von Leuten zu hören, die auch Erfahrungen mit Print-on-Demand gesammelt haben.

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    2. :-) danke für das "Review" ich habe auch schon öfter mit dem Gedanken gespielt das zu machen (gerade auch für Rollenspiel Regelbücher / Zusätze) und war mir nicht ganz sicher ob sich das so lohnt.

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    3. Die Druckqualität ist heutzutage so gut, dass es sich in jedem Fall lohnen dürfte. Und bei den sehr moderaten Druckkosten ist es auch kaum teurer als ein gekauftes Buch. Falls es vollfarbig und mit Hardcover sein soll, ist sicherlich auch einer der üblichen Fotobuch-Anbieter eine gute Anlaufstelle. Mit Cewe haben wir bisher immer gute Erfahrungen gemacht! Ich wünsche viel Spaß beim Gestalten und Druckenlassen, und würde mich über Erfahrungsberichte freuen!

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