RatCon 2017: Tag 1
Die Ratte hat mal wieder die Stadhalle vom schönen Limburg an der Lahn übernommen, und hunderte Verrückte folgten ihrem Ruf für drei Tage des Spielens, Rumalberns, Präsentierens. Auch die vier Helden (und der Schelm) haben eine Abordnung in den fernen Süden zur RatCon entsandt, um Euch Daheimgebliebenen von Bruchfaktoren, Würfelpech und den DSA-Gründervätern zu berichten.
Die Vorgeschichte
Ich gebe zu: Ich war noch nie der große Convention-Gänger! Von der unvermeidlichen Spiele-Messe im heimatlich-benachbarten Essen einmal abgesehen, kann man meine Convention-Besuche bequem an zwei Händen abzählen. Immerhin: Mit meiner Fahrt ins damals für mich weit entfernte Ratingen 1996 war ich, ohne es zu wissen, ein Besucher der allerersten RatCon, die damals den Namen auch noch wirklich verdiente (immerhin stand das Rat in RatCon ursprünglich für Ratingen). Ich weiß allerdings auch heute, 21 Jahre später, noch genau, dass ich mich auch schon damals nicht getraut habe, an einem Spieltisch Platz zu nehmen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen. Und so dauerte mein Besuch 1996 gerade einmal 15 Minuten.
Die 16 Jahre RatCon im benachbarten Dortmund habe ich - zu meiner Schande - komplett verpasst, fielen diese Veranstaltungen doch genau in den Zeitraum, in dem unsere Rollenspielrunde leider auf Eis gelegt war. Erst 2013, bei unserem Wiedereinstieg, trieb es mich das erste Mal nach Unna. Auch hier mehr oder weniger das selbe Bild: Zum Kaufen und Kucken war so eine Convention gut, zum Quatschen und Mitspielen fehlte mir einfach der Mut. Bis heute habe ich es niemals geschafft, länger als ein oder zwei Stündchen auf einer Rollenspiel-Convention umherzulaufen. Wie gesagt: Bis heute!
Die Anreise
Dieses Jahr wird alles anders: Als junger aufstrebender stets bemühter Blogger muss ich schließlich Präsenz zeigen, mich umhören, mit fremden Personen ins Gespräch kommen, Visitenkarten verteilen. Und so fiel die Entscheidung, diesmal gleich für zwei Tage nach Limburg zu fahren, jenem Ort, den ich bis vor Kurzem (also gut: Bis heute) auf keiner Landkarte gefunden hätte. Anreise am Freitag per Bus, Abreise Samstag Nacht per ICE. Übernachtung im Hotel - aus den Zeiten der Schlafsack-Übernachtungen bin ich glücklicherweise raus. Meine Gattin war ebenso glücklicherweise schnell überzeugt (danke dafür), dass ein entspannt wegfahrender Ehemann besser als ein genervt Zuhause gebliebener ist, und so verabschiedete ich mich von Frau und Kind, und stieg in Essen in den Fernbus nach Budapest. Glücklicherweise hielten mich nach drei Stunden Fahrt meine schmerzenden Knie ausreichend wach, um nicht versehentlich einzuschlafen und in Ungarn wieder aufzuwachen.
Nicht in Ungarn aufgewacht: Ich! |
Am Bahnhof in Limburg dann die erste schöne Überraschung: Zwei Mitfahrer waren ebenfalls auf dem Weg zur Stadthalle, und so erfragten wir uns gemeinsam den Weg zum Shuttlebus. Die halbe Stunde Wartezeit ermöglichte einen ersten Erfahrungsaustausch: Sergej ist ein junger Illustrator, der seine Werke auf seiner ersten RatCon präsentieren möchte, und Nikolai ein frisch-gebackener DSA-Spieler, der Anschluss an eine Spielrunde sucht (ich hoffe, ich habe Eure Namen richtig behalten!). Jedenfalls waren die Bilder von Sergej überraschend gut, hatte ich doch ehrlich gesagt jenes durchschnittliche Gekritzel erwartet, wie man es tonnenweise auf DeviantArt als "Kunst" verkauft bekommt. Stattdessen wurde ich von sehr "lebendigen" Skeletten in allen Variationen überrannt, durch stolze Ritter in prunktvollen Rüstungen mit handgemalten Schilden bewundern, und staunte über einen perspektivisch überwältigenden Hasen, der mit Krummdolch und Schild den Betrachter zerhäckseln will. Sehr gute Arbeit, Sergej - ich hoffe, morgen noch ein paar Bilder und Kontaktdaten von Dir nachreichen zu können.
Die Ankunft
In Limburg City wurden wir dann von einer weiteren Zeichnerin aufgrund unseres hilflosen Hundeblicks eingesammelt und Richtung Stadthalle geführt. Dem leichten Regen zum Trotz hatten sich hier schon lange Schlangen gebildet, die auf den Einlass zum dreitägigen DSA-Paradies warteten. Dank der im Internet bestellten und ausgedruckten Tickets ging es schnell hinein, wobei man direkt das essentielle Programmheft in die Hand gedrückt bekommt. Positive Überraschung: Jedem Heft lag eine Ausgabe des seit dem Kaiser Raul Konvent nicht mehr erhältlichen Heldenwerk-Abenteuers Seelanders Eleven bei. Lustigerweise auch mit dem Kaiser-Raul-Logo! Alle, die auf ebay dafür horrende Preise bezahlt haben, werden sich nun vielleicht etwas ärgern...
Übrigens: Was ist eigentlich aus der berüchtigten Con-Tüte geworden? Nicht, dass ich lieblos hineingeworfene Werbeflyer unbedingt vermissen würde. Aber gegenüber dem jetzigen Heldenwerk-Abenteuer als Programmheft-Beilage hatte es den Vorteil, dass man erst auf der Rückfahrt feststellte, dass man größtenteils nur Blödsinn in der schweren Tüte hatte...
In der Stadthalle wurde dann direkt der zur Linken liegende Verkaufsstand geplündert - die Ur-Instinkte des Sammlers waren einfach zu stark. Erworben wurde zum Einen der ebenfalls vorher nur auf dem Kaiser-Raul-Konvent erhältliche Heldenwerk-Sammelband. Zum Anderen ging die mittlerweile vierte Erweiterung für das DSA-Kartenspiel Aventuria namens Feuertränen in meinen Besitz über. Dabei spielen wir immer noch an der Wildenstein-Kampagne aus der Basisbox... Auch einen Con-Würfel kann man wieder exklusiv hier erstehen. Ob man sowas braucht, muss jeder selbst entscheiden.
Das war's auch erstmal! Die Aventurische Magie 2 ist, wie bereits zuvor bekanntgegeben wurde, noch nicht verfügbar, die limitierte Sammleredition im schicken dunkelblauen Look kann wieder nur gegen einen Würfelwurf erstanden werden (wobei ich mit meiner 27 leider deutlich über der geforderten 19 geblieben bin - wie soll man mit zwei namenlosen 13en auch unter 19 bleiben?). Auch das Trefferzonen-Würfelset ist anscheinend noch nicht verfügbar. Und auf den Andergaster hatte ich gehofft. Muss morgen nochmal nachfragen, ob es dazu schon neue Erscheinungstermine gibt.
Die Fernseh-Show
Ansonsten war der Abend mit einer sehr kurzweiligen, manchmal auch etwas fremdschämlastigen Bruchfaktor-Show gefüllt. Orkenspalter-Anselm führte durch die Show, weil Mháire Stritter an der grassierenden Blauen Keuche Grippe erkrankt zu sein scheint. Mal sehen, ob sie morgen für das Let's Play wieder fit sein wird.
Alex (Axel?), Niko und Anselm - alles keine Geoden! |
Große Ankündigungen konnte man von der Bruchfaktor-Show nicht erwarten, sparte sich Verlagsleiter Markus Plötz doch alle großen Überraschungen anscheinend für die morgige Keynote auf. Aber es wurde einiges zum zweiten Band der Aventurische Magie erzählt (wobei ich den Großteil der Erläuterungen nicht verfolgt habe - Magieregel-Crunch ist für mich zu langweilige Kost). Fest steht nur: Es gibt noch keine Geoden! Was prompt zu einem der vielen Running Gags des Abends wurde, neben Michaels unvermeidlicher DSA-Abscheu, dem langsamen Figurenbemalen von Michael und Stef, und dem langsamen Applaus mit vereinzelten Abschlussklatschern (wer keine Ahnung hat, wovon ich rede: Ist nicht so wichtig!).
Während der Show ging ich noch schnell mein Hotelzimmer im sehr schönen und komfortablen Vienna House in fünf-minütiger Gehdistanz von der Stadthalle beziehen, nur um dann bei meiner Rückkehr in die Show eine heiße Diskussion über den Sinn und Unsinn des neuen DSA5 Regelsystems miterleben zu müssen. Die anstrengend-lange Frage eines sichtlich genervten Teilnehmers über die Unmöglichkeit als DSA4.1-Spieler an der Entwicklung der DSA5-Welt teilhaben zu können, folgte ein langer und sehr schöner Appell von Chef Markus Plötz, dass man DSA doch bitte so spielen sollte, dass es der Gruppe Spaß macht - egal ob in Regelversion 1, 2, 3, 4.0, 4.1 oder 5.
Von mir dazu nur soviel Kommentar: Mir ist es immer ein Rätsel, wie jemand, der als Hobby Rollenspiele erwählt hat (die bekanntlich von Spontanität und Improvisation leben) derartig unflexibel auf dem gedruckten Wort bestehen muss. Glücklicherweise schien auch der Großteil des Saals auf der Seite von Markus Plötz und Ulisses zu stehen, und die DSA5-Veröffentlichungspolitik grundsätzlich zu unterstützen.
Übrigens: Meine scharfen Augen namen natürlich sofort wahr, dass die Regie-Katze Nico Mendrek tatsächlich immer noch während der ganzen Dauer der Show stehen musste. Der viel zu teure Stuhl wurde also noch nicht gekauft, und war von Nico (ebenso wie der aufblasbare Anzug für Michael) nur als Platzhalter-Gag gedacht! Tja: So entwickeln manche Gags ihr Eigenleben!
Übrigens: Meine scharfen Augen namen natürlich sofort wahr, dass die Regie-Katze Nico Mendrek tatsächlich immer noch während der ganzen Dauer der Show stehen musste. Der viel zu teure Stuhl wurde also noch nicht gekauft, und war von Nico (ebenso wie der aufblasbare Anzug für Michael) nur als Platzhalter-Gag gedacht! Tja: So entwickeln manche Gags ihr Eigenleben!
Der Schöpfer
Nach der Show stromerte ich noch ein wenig durch die Hallen, warf einen erneuten kurzen Blick auf den fast fertigen Prototypen von Schatten der Macht (mehr dazu in meinem RPC-Bericht), und führte ein sehr unterhaltsames Gespräch mit DSA-Miterfinder und SciFi-Urgestein Werner Fuchs, der sich gerade verzweifelt die Frage stellte, was zum Namenlosen er denn als Kommentare in die ganzen Abenteuer der Kaiser Reto Box schreiben solle, da er an vielen davon ja gar nicht beteiligt war.
Und wie das bei ihm üblich zu sein scheint, ging es dann über in unzählige kleine Geschichten und Anekdötchen aus dem Rollenspiel-Nähkästchen. Vieles hatte man schon zuvor an anderer Stelle gehört, doch Herr Fuchs Werner ist anscheinend immer für neue Geschichten gut: Wie Ulrich Kiesow sein Miniaturen-Geschäft in den Fantastic Shop eingliederte, um der Steuer zu entkommen. Wie Schmidt Spiele Pleite ging, weil die Bestell- und Lagerhaltungs-Software unausgereift war. Wie Durch das Tor der Welten schon allein deshalb eines seiner schlechtesten Werke war, weil die Bilder von seiner Schwägerin Ina Kramer nicht so dolle waren. Wie er im Keller von FanPro noch Zehntausende Pakete mit Magic-Karten fand, die damals aufgrund des überfüllten Marktes nicht mehr viel wert waren. Kurz und gut: Werner Fuchs ist ein echtes, sympathisches Original, und es macht ihm Spaß von früher zu erzählen. Wenn Ihr in auf einer Convention fast alleine an seinem Buchstand stehen seht, sprecht ihn einfach mal an. Es lohnt sich!
Zusätzlich zu all den schönen Geschichten habe ich auch noch ein handsigniertes Exemplar vom Wirtshaus zum Schwarzen Keiler von ihm erstanden, dass es vielleicht in die kommende September-Verlosung der Vier Helden und des Schelms schaffen könnte.
Das Fazit
So, das sollte für's Erste reichen. Ich könnte zwar noch etwas über mein mysteriöses Geheimprojekt plaudern, das mich vor der RatCon viel Zeit gekostet hat. Nach einem heutigen Gespräch wird es aber noch ein paar Monate dauern, bis ich Euch vielleicht davon berichten kann.
Es ist halb zwei, und meine Augenlider schmerzen vom Aufhalten. Morgen ist auch noch ein RatCon-Tag für mich, bevor es morgen Abend wieder zurück ins Ruhrgebiet geht. Ich bin sehr gespannt, was ich morgen erleben werde. Eines kann ich aber in jedem Fall schonmal sagen: Es ist toll ein Hobby zu haben, das von so vielen netten, witzigen, offenen, skurilen Typen geteilt wird. Ich freue mich darauf, morgen noch mehr von Euch kennenzulernen!
Die RatCon findet noch bis Sonntag, den 27. August 2017 in der Stadthalle in Limburg an der Lahn statt. Eintritt 20 Euro, Einlass durchgängig bis Sonntag 18:00 Uhr. Teil 2 des Berichts findet Ihr hier.
Die RatCon findet noch bis Sonntag, den 27. August 2017 in der Stadthalle in Limburg an der Lahn statt. Eintritt 20 Euro, Einlass durchgängig bis Sonntag 18:00 Uhr. Teil 2 des Berichts findet Ihr hier.
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