Was macht eigentlich... Ina Kramer?
Die Namen Kiesow, Fuchs und Alpers kennt wohl jeder DSA-Spieler, erschufen sie doch das Spiel, das uns auch heute, 34 Jahre später, noch begeistert. Doch im Schatten dieser großen Drei gab es noch andere, deren Arbeit ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil an der Erschaffung des erfolgreichsten deutschen Rollenspiels hatten. Der Schelm fühlt sich sich geehrt, die Autorin und Illustratorin Ina Kramer zum Interview begrüßen zu dürfen.
Dieses Interview entstand in Kooperation mit den Kollegen von DSANews, der Seite für alle Nachrichten rund um Das Schwarze Auge, und ist im Rahmen der Interview-Reihe "Was macht eigentlich..." erschienen.
Dieses Interview entstand in Kooperation mit den Kollegen von DSANews, der Seite für alle Nachrichten rund um Das Schwarze Auge, und ist im Rahmen der Interview-Reihe "Was macht eigentlich..." erschienen.
Die Person
Wer eine der DSA-Publikationen aus den 80er oder 90er Jahren in Händen hält, hat eine gute Chance, im Impressium auf den Namen Ina Kramer zu stoßen. Viele der mittlerweile klassischen Illustrationen stammen aus ihrer Feder, und noch heute prägen ihre Charakterportraits das Bild, das wir von einigen von ihnen noch heute haben.
Auch Aventurien erhielt durch ihre handgemalten Regional-Farbkarten nach und nach das realistische und fantasieanregende Aussehen, das diese Welt in den Köpfen ganzer Spielergenerationen zum Leben erweckte. Als Lebenspartnerin, ab 1986 auch Ehefrau von Ulrich Kiesow, dem 1997 verstorbenen Miterfinder und erstem DSA-Chefredakteur, war sie maßgeblich an der optischen und inhaltlichen Gestaltung Aventuriens beteiligt, schrieb für den Aventurischen Boten, verfasste vier DSA-Romane, mehrere Kurzgeschichten sowie das Abenteuer Der Zorn des Bären. Und so ist es uns eine große Ehre und Freude, dass wir Frau Kramer für ein paar Fragen und Antworten gewinnen konnten. Vielen Dank auch an Werner Fuchs für die freundliche Vermittlung des Kontakts.
Das Interview
Hallo Frau Kramer, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Rubrik “Was macht eigentlich…” genommen haben. Mit der titelgebenden Frage wollen wir auch direkt beginnen: Was macht eigentlich Ina Kramer heute?
Als Rentnerin befinde ich mich in der angenehmen Lage, ein weitgehend von Termin- und anderen Zwängen befreites Leben führen zu dürfen. Also kümmere ich mich um meinen Hund, um meine sozialen Kontakte, um Haus und Garten, übe – gelegentlich – Klavier, und wenn ich eine zündenden Idee habe, schreibe ich ein Gedicht.
Ina Kramer heute |
Sie haben Kunst und Lehramt studiert, haben als Lehrerin gearbeitet, haben für DSA illustriert und kartographiert, haben Abenteuer, Regelwerke und Boten-Artikel geschrieben, waren Redakteurin, Lektorin und Verantwortliche. Mittlerweile sind sie Dichterin, Jugendbuch-Autorin, E-Book-Verlegerin und haben 2014 ihren ersten Literaturpreis gewonnen. In welcher Rolle sehen sie sich selbst am liebsten?
Zunächst möchte ich etwas richtigstellen: Ein Regelwerk oder gar mehrere Regelwerke habe ich nicht verfasst. Mein Anteil am Regelwerk beschränkte sich darauf, in simulierten Spielsituationen die von Ulrich Kiesow ersonnenen Regeln auf ihre Tauglichkeit hin zu testen und eventuell Verbesserungsvorschläge zu machen. Und meine Abenteuerproduktion umfasst exakt ein einziges Exemplar.
Bei "DSA Junior" hingegen, einem Flop, leider, und inzwischen vermutlich völlig vergessen, habe ich als gleichberechtigte Co-Autorin mitgearbeitet. [Anmerkung: DSA junior ist seit Kurzem wieder verfügbar].
Obwohl ich Gedichte schreibe, möchte ich nicht als Lyrikerin bezeichnet werden (auf keinen Fall!), allerdings auch nicht als Hobby-Dichterin. Meine Gedichte sind zwar immer metrisch korrekt, also formstreng, sollen aber, wenn möglich, auch ein überraschendes, satirisches oder "schräges" Element enthalten: eine Pointe, eine kleine Stichelei, eine überraschende Wendung. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden.
Es gibt in meinen Sammlungen selbstverständlich auch ernste, sogar traurige Gedichte, zum Beispiel die der "In Memoriam"-Reihe, oder sozialkritische wie "Sabras Klage", "Tierliebe im August", "Lustig ist das Zigeunerleben" et cetera, aber sie beschränken sich auf höchstens zehn Prozent meiner Produktion, und bei Lesungen trage ich sie niemals vor. Ich will die Zuhörer ja nicht zum Weinen, sondern zum Lachen bringen.
Die ersten Gedichte habe ich übrigens für DSA geschrieben. Ja, mit Fantasy-Gedichten hat es angefangen. Von den Dichtern des 20. Jahrhunderts schätze ich Morgenstern und Gernhardt am meisten, auch Brecht. Heine habe ich neulich (wieder)entdeckt, und die wunderbaren Verse aus dem Gedicht "Beine" möchte ich den Lesern nicht vorenthalten:
"Was dem Menschen dient zum Seichen,
damit schafft er seinesgleichen."
Aufzuzählen, welche Dichter ich darüber hinaus schätze, würde hier zu weit führen.
Der Preis war zwar dotiert, aber doch relativ unbedeutend. Gefreut habe ich mich trotzdem.
Und welcher Heldentyp wären sie wohl, wenn Sie ein DSA-Charakter wären?
Da ich selbst eher klein, dünn und dunkelhaarig bin, gefällt mir die Vorstellung, eine Thorwalerin zu sein – groß, derb, schlagkräftig, aber im Grunde gutmütig. Einen solchen Charakter habe ich auch gespielt. Als Gegenpol dazu und meinem Wesen vielleicht mehr entsprechend, könnte ich mich als Tsa-Geweihte oder Tsa-Anhängerin sehen. Die tsagläubige Bardin Tsaiane Drosselanger aus dem Roman "Im Farindelwald" war damals in gewisser Weise mein Alter Ego.
Auf Amazon erscheinen noch fleissig neue Romane und Gedicht-Sammlungen von Ihnen. An welchen Werken arbeiten Sie gerade? Wann können Ihre Leser etwas Neues von Ihnen erwarten?
Oh, das kann dauern. Zwar habe ich noch zwei Manuskripte "in der Schublade liegen", aber diese nicht mehr ganz frischen Texte zu überarbeiten, dazu fehlt mir momentan die Lust. Am ehesten kann ich mir einen dritten Gedichtband vorstellen, offen gestanden, ich arbeite dran. Doch da Hesinde und die Musen mich nicht täglich mit zündenden Ideen (s. o.) beschenken, und nach der Idee ja erst die eigentliche Arbeit beginnt, die sich über Tage hinziehen kann, mögen Monate, vielleicht sogar Jahre vergehen, bis ich genug Material beisammen habe. Neue Prosaarbeiten sind derzeit nicht in Planung.
Ihre Romane, Kurzgeschichten und das Abenteuer “Zorn des Bären” zeichnen sich durch einen sehr ruhigen, atmosphärischen Erzählstil aus, der in “Nach der Predigt” mit dem mehrseitigen inneren Monolog des schwitzenden Praioshochgeweihten auf die Spitze getrieben wird. Was ist Ihnen wichtig beim Schreiben?
...dass der Text unterhaltsam ist und nicht humorfrei, so wie, hoffentlich, meine aventurischen Geschichten und Romane und die Erzählungen in meinem Storyband "Die Albtraumgruppe". Goethes "Faust" zum Beispiel enthält, trotz der ernsten Thematik, Passagen voll subtilen (und weniger subtilen) Humors. Für die Romane von Thomas Mann, den ich sehr verehre, gilt dasselbe.
Insgesamt vier DSA-Romane erschienen zwischen 1995 und 1996 |
Eine Ihrer Gedichtssammlung trägt auf Amazon den ungewöhnlichen Titel “110 Gedichte: meistens gereimt formstreng und von unterschiedlichem Versmaß oft lustig manchmal auch nicht, aber immer knackig”. Derart benamt würde vermutlich kein regulärer Verlag ein Buch veröffentlichen. Genießen Sie die Freiheit, die einem die heutigen E-Book- und Print-on-Demand-Plattformen bieten?
Und wieder muss ich etwas richtigstellen: Der Titel des Bändchens lautet "110 Gedichte". Der restliche Text ist zugleich Untertitel und "Klappentext", und ich habe die Wörter so auf der Seite verteilt, dass sie eine Illustration ersetzen. Daher fehlt auch, bis auf das Komma nach "nichr", die Interpunktion.
Die meisten Verlage verlegen Lyrik nicht gern, da Gedichte sich schlecht verkaufen, wenn man nicht gerade Ulla Hahn, Durs Grünbein oder Jan Wagner heißt, um nur drei Namen zu nennen. Dass viele Menschen mit Gedichten nichts anfangen können, seien sie nun gereimt, ungereimt, witzig, bräsig, holprig oder unverständlich, dafür habe ich übrigens volles Verständnis.
Da ich keine bedeutenden Preise vorzuweisen habe, besteht für mich keine Chance, bei einem bekannten Verlag unterzukommen. Immerhin haben mir meine BoD-Veröffentlichungen eine kleine Fan-Gemeinde beschert. Und dass mir keiner reinredet, empfinde ich als sehr angenehm.
Fehlt Ihnen manchmal die gemeinsame Arbeit an einem Großprojekt wie Aventurien?
Die Teamarbeit für DSA war ein schöner, erfüllender und oft lustiger Lebensabschnitt. Aber er ist Vergangenheit. Brainstormings, bei denen wir uns vor Lachen gekugelt haben und bei denen am Ende doch etwas Tolles herausgekommen ist, wird es nie wieder geben.
In ihren Geschichten tauchen mit Thalionmel, Mirhiban, Janne, Sylphinja, der blauen Frau viele charakterstarke, eigenständige Frauen auf. Wie wichtig war Ihnen, dass Aventurien von Anfang an eine vergleichsweise emanzipierte, gleichberechtigte Spielwelt war? War DSA ein Vorreiter auf diesem Gebiet?
Nicht nur mir, auch Werner Fuchs, Hans-Joachim Alpers und vor allem Ulrich Kiesow war es ein wichtiges Anliegen, dass bei unseren Spielercharakteren Männer und Frauen absolut gleichberechtigt sind. (Dass es in Aventurien Kulturen gibt, in denen keine Gleichberechtigung herrscht, widerspricht dem nicht.) Bei unseren damaligen Recherchen stießen wir auf ein Spielsystem, bei dem weibliche Charaktere nicht nur Punktabzüge bei Körperkraft erhielten, sondern auch bei Intelligenz/Klugheit!!! Das fanden wir unsäglich.
Sie sagen von sich selbst, dass Sie kein sonderlich großer Fantasy-Fan sind. In Aventurien sind sie dennoch fast 17 Jahre lang hängen geblieben. Was ist in Ihren Auge das Besondere an diesem Rollenspiel, das bald seinen 35 Geburtstag feiert und noch immer Tausende Fans hat?
... dass Aventurien eine lebendige Welt ist, die sich weiterentwickelt, eine Geschichte hat, in der unterschiedliche Kulturen leben mit unterschiedlichen Religionen, Bräuchen et cetera.
Sie waren bei jenem legendären Dänemark-Urlaub mit Ulrich Kiesow, Werner Fuchs und seiner Frau dabei, bei dem angeblich während einiger verregneter D&D-Nachmittage das Konzept zu DSA geboren wurde. Laut Wiki Aventurica entstand in Ihrer Wohngemeinschaft das Schwarze Auge. Können Sie uns etwas mehr über den Entstehungsprozess erzählen? Wie groß war Ihr Anteil an der Entwicklung und Gestaltung der ersten DSA-Boxen und Abenteuer?
Meine Erinnerungen an jenen Urlaub sind sehr, sehr nebelhaft. Was genau wann und wo entstand, weiß ich nicht mehr. Aber da wir Vier Hundeliebhaber und -halter waren (und Familie Fuchs und ich es immer noch sind), glaube ich, dass die Entscheidung, Hunde in die Spielwelt aufzunehmen, schon recht früh gefallen ist. Und wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, finden sich bei den aventurischen Hunderassen Porträts von Fuchsens damaliger Hündin Molly und unserer Hündin Bella.
Nach so vielen Jahren finde ich es allmählich an der Zeit, mit dem Märchen von der WG aufzuräumen. Es hat nie eine WG gegeben! Ulli hat die DSA-Regeln – ich spreche von den Ur-Regeln – alleine ersonnen. Er war auch von Anfang an der einzige, für den die DSA-Arbeit den Hauptberuf darstellte.
Ina Kramer ist den Hunden treu geblieben |
Nach so vielen Jahren finde ich es allmählich an der Zeit, mit dem Märchen von der WG aufzuräumen. Es hat nie eine WG gegeben! Ulli hat die DSA-Regeln – ich spreche von den Ur-Regeln – alleine ersonnen. Er war auch von Anfang an der einzige, für den die DSA-Arbeit den Hauptberuf darstellte.
Wenn über die Schöpfer des erfolgreichsten deutschen Rollenspiel-Systems berichtet wird, fallen meistens die drei großen Namen Kiesow, Fuchs und Alpers. Der Name Kramer fällt sehr viel seltener, obwohl sie spätestens ab 1986 sehr viel aktiver an der Gestaltung von DSA beteiligt waren als Hans-Joachim Alpers oder ihr Schwager. Haben Sie sich bewusst im Hintergrund gehalten? Sehen Sie Aventurien auch als “ihr Baby” an?
Ich habe mich immer als Ulrich Kiesows Assistentin empfunden, nicht aus falscher Bescheidenheit, sondern weil sein Anteil am Regelwerk und an der Welt de facto viel größer war als meiner und er, wie gesagt, die DSA-Arbeit hauptberuflich betrieben hat. Bestimmte Regionen und Figuren aber empfinde ich auch heute noch als unsere gemeinsamen Babys.
Vergessen werden darf aber auch nicht das Team der Autorinnen und Autoren, die mit ihren Ideen, ihrer Kreativität und ihren Texten viel zur Gestaltung der Welt beigetragen haben. Und auch von den Spielern kamen Anregungen. Einige davon sind sicher in das Spiel eingeflossen. So gesehen hat Aventurien etliche Mütter und Väter.
Als 1990 die Box Das Land des schwarzen Auges erschien, wunderten sich viele über das seltsam androgyne Aussehen seiner allergöttlichsten Magnifizienz. Wussten Sie zu diesem Zeitpunkt schon, dass Kaiser Hal eine Frau ist? Haben Sie persönliche Lieblinge unter den Meisterpersonen? Welches Ihrer unzähligen Charakterportraits ist Ihr Favourit?
Tja, das ist eine gute Frage, sie ähnelt der von der Henne und dem Ei. Vielleicht hat Ulli entschieden, dass Kaiser Hal in Wahrheit eine Frau ist, weil ich ihn so androgyn gestaltet habe, vielleicht aber auch habe ich ihn androgyn gestaltet, weil Ulli das bereits entschieden hatte. Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich mich beim Hal-Porträt vom Bildnis der Laura Battiferri des von mir hochverehrten Florentiner Manieristen Agnolo Bronzino habe inspirieren lassen.
Meisterpersonen-Portraits aus Das Land des Schwarzen Auges (1990) |
Wer Lust hat, in alten Zeichnungen zu stöbern, kann übrigens weitere Berühmtheiten entdecken: Yul Brynner, Robert Mitchum, Marlon Brando, Marc Bolan... (Spontan fallen mir nur Männer ein – wie peinlich!). Eine Favoritin oder einen Favoriten habe ich nicht.
Ein großes Alleinstellungsmerkmal von DSA war immer die unglaublich detaillierte Aventurien-Karte, die dieses Fantasie-Land in meinen Augen - und denen unzähliger anderer Spieler - zu einem so glaubhaften Ort gemacht hat. Von wem stammt die Idee zu dieser luftbildartigen Darstellungsform? Mit welcher Technik haben Sie die Karten gemalt, und wie lange haben Sie an einer Karte gesessen? War es nicht unglaublich ermüdend, unzählige Hügel und Berge, Wälder, Seen, Straßen und Weiler zu malen?
Es existieren mehrere Karten des Kontinents. Nur diejenige, die aussieht wie eine alte Landkarte, auf der noch die Spuren der vorherigen Faltung sichtbar sind, stammt von mir. Auch der im letzten Herbst verstorbene Ralf Hlawatsch, mit dem ich bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden war, war ein großer Kartenzeichner. Ihm verdankt das Spiel viele schöne Stadtpläne.
Was nun die Karten der Regionen betrifft, die man, wenn man die Ränder abschneidet (und über genügend Platz verfügt) zu einer einzigen großen zusammenlegen könnte: Die Idee zu der luftbildartigen Darstellung kam uns durch eine riesige Deutschlandkarte, die damals in unserer Wohnung hing. Diese Karte war in den achtziger und neunziger Jahren ziemlich populär; vielleicht kennt sie noch jemand.
Ich habe die Karten mit Acryl-Farben gemalt, und, ja, die Arbeit war bisweilen eine arge Schinderei. Deshalb hat es mich auch verbittert, wenn der Druck nicht dem Original entsprach, zum Beispiel gelbstichig oder zu kontrastarm war. Das ist leider einige Male geschehen.
Die erste erschienene Regionalkarte zeigte das Liebliche Feld |
Ich habe die Karten mit Acryl-Farben gemalt, und, ja, die Arbeit war bisweilen eine arge Schinderei. Deshalb hat es mich auch verbittert, wenn der Druck nicht dem Original entsprach, zum Beispiel gelbstichig oder zu kontrastarm war. Das ist leider einige Male geschehen.
Von wem stammen die ganzen Ortsnamen (insbesondere Gradnochsjepengurken?)
"Gradnochsjepengurken" klingt nach Karl-Heinz Witzko. (Ob er sich diesen Ort tatsächlich ausgedacht hat, kann er am besten selbst beantworten.) Aber neben Ulrich Kiesow haben auch Fuchs, Alpers und viele Autoren Namen beigesteuert.
Gerasim, einer der Ortsnamen, die von mir stammen, ist der Name eines taubstummen Leibeigenen, Held der tieftraurigen Erzählung "Mumu" von Iwan Turgenjew. Eine aventurische Stadt nach ihm zu benennen, war vielleicht nicht richtig. Aber, nun ja, ein hübscher Ortsname ist es doch, oder?
Mit “Der Zorn des Bären” haben sie nur ein einziges Abenteuer verfasst, das dafür aber durch das schöne Setting, die Atmosphäre und die ungewöhnlichen Aufgaben (Hochzeit einer Spielerheldin, Kindern helfen) zu überzeugen wusste. Warum gab es keine weiteren Abenteuer von ihnen?
Abenteuer-Plots zu entwerfen, war eben nicht so mein Ding. Außerdem, das muss ich leider gestehen, war ich nicht wirklich regelfest, besonders was die Magie-Regeln betraf. Das muss man aber sein beim Abenteuer-Schreiben. Diese Wissenslücken zu schließen, dazu fehlte mir die Lust und vor allem die Zeit neben dem Karten-Zeichnen und Romane-Schreiben.
Ina Kramers einziges Abenteuer spielte im winterlichen Bornland |
Ihr Mann Ulrich Kiesow erlebte die Veröffentlichung seines letzten Roman nicht mehr mit, da er unglücklicherweise kurz nach Fertigstellung des Manuskripts verstarb. Gab es seinerseits noch weitere Pläne für den aventurischen Meta-Plot, die nicht mehr realisiert werden konnten?
Ulli hat mir einmal, noch während der Arbeit am "Zerbrochenen Rad", erzählt, dass er plane, als nächstes einen Elfen-Roman zu schreiben. Das wäre bestimmt ein großartiges Buch geworden.
Bevorzugen Sie epische Schlachten gegen zurückkehrende Dämonenmeister oder das Zurückerobern des gestohlenen Winterbolds von der Torsiner Landjugend?
Diese Frage kann sich eigentlich jeder selbst beantworten. Trotzdem hier meine Antwort: eindeutig Winterbolde.
Britta Neigel und Sie haben nach Kiesows Tod die DSA-Redaktion betreut. Ab 2001 haben Sie sich aus der Arbeit an DSA zurückgezogen. Was war der Grund für Ihren Ausstieg? Haben Sie die weitere Entwicklung des Regelwerks oder von Aventurien oder Myranor verfolgt? Wann haben Sie zum letzten Mal eine DSA-Publikation in Händen gehalten? Wann war ihre letzte Rollenspielrunde?
Ein Aventurien ohne Ulrich Kiesow ergab und ergibt für mich keinen Sinn.
Haben Sie noch ein paar schöne Anekdoten aus Ihrer aktiven DSA-Zeit, die Sie mit unseren Lesern teilen wollen?
Nur eine Anekdote kann ich beisteuern, aber die Erinnerung an sie erfüllt mich mit Wehmut, weil einer der beiden Beteiligten, Jörg Raddatz, inzwischen auch verstorben ist. Außerdem habe ich sie nicht selbst erlebt, sondern erst am nächsten Tag beim Frühstück von ihr erfahren:
Einmal trafen wir uns in kleiner Runde – Ulli, Hadmar von Wieser, Jörg Raddatz und ich –, um die Wüste Khom zu gestalten. Es wurde spät, und irgendwann zogen Ulli und ich uns zurück. Hadmar und Jörg aber debattierten weiter, bis Jörg schließlich meinte: "Ich glaube, jetzt müssen wir auch mal ins Heiabett." So ist die Oase Hayabeth zu ihrem Namen gekommen.
Danke für das Interview.
AntwortenLöschenZorn des Bären ist imho bis heute das beste DSA-Abenteuer, welches nicht in einer Kampagne angesiedelt ist. Immer noch schade, das sie nur dieses eine geschrieben hat.
An Ina Kramer als Thorwalerin verkleidet kann ich mich btw. noch gut erinnern ^^
Ich weiß auch noch, dass ich das Abenteuer sehr mochte, aber dass wir Probleme hatten, in unserer Männertruppe eine weibliche Heldin für die Hochzeit zu finden. Ich hätte auch sehr gerne mehr Abenteuer von ihr gelesen.
LöschenWo hast Du denn die Thorwal-Ina gesehen? Klingt lustig!
Also auf welcher Veranstaltung das damals war, weiß ich echt nicht mehr, das ist viel zu lange her. Aber es gibt Fotos einiger damaliger DSA-Größen im 50er Boten (Rückblick 10 Jahre DSA von Uli Kiesow), da ist auch eines von "Swafnild" mit dabei.
LöschenAsche auf mein Haupt: Den 50er-Boten besitze ich noch immer nicht. Eine unentschuldbare Lücke in meiner Sammlung!
LöschenDanke für das schöne und interessante Interview. Ich liebe Anekdoten zur Entstehung der vielfältigen Welt Aventuriens.
AntwortenLöschenJa, dieses Interview war mir eine Herzensangelegenheit. Ina Kramer hat immer viel zu sehr im Hintergrund gestanden, obwohl sie so viel für Aventurien geleistet hat. Und sie ist eine sehr angenehme Interview-Partnerin. Freut mich, dass es gefallen hat.
LöschenVielen Dank für das tolle Interview! "Der Zorn des Bären" ist für mich das schönste DSA-Abenteuer, das ich je gespielt habe, und Ina Kramers DSA-Romane versprühen für mich immer noch in besonderer Weise aventurisches Flair. Gerade "Im Farindelwald" und "Die Suche" mochte ich sehr gerne, weil sie genau wie "Der Zorn des Bären" zeigen, dass der aventurische Zauber sich vor allem im Kleinen zeigt.
AntwortenLöschenGerade so ungewöhnliche Ideen wie eine Spielerheldin zu verheiraten und einer Gruppe von Kinder das Maskottchen zurückzuholen versprühen einen ganz anderen Charme als das x-te Ausschalten eines Namenlosen-Anhängers oder Schwarzmagiers. Ich hätte gerne mehr Abenteuer von ihr gesehen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Reise nach Salza noch nie gelesen habe. Aber so werde ich wenigstens bald in das Vergnügen kommen, zwei "neue" Ina Kramer Romane lesen zu können.
LöschenWirklich ein sehr gelungenes Interview. Falls Frau Kramer einen Wikipediaartikel hat halte ich es für sinnvoll das Interview dort zu verlinken und eventuell einige Details im Artikel einzustreuen. Der Blog bekommt dann sicherlich auch mehr Traffic. Ich kannte den Blog noch nicht und bin über das Greifenklaue Forum darauf aufmerksam geworden.
AntwortenLöschenAuf der Wiki-Aventurica-Seite von Frau Kramer ist das Interview verlinkt, und zumindest die Mär von der DSA-WG wird auf der Seite als falsch erwähnt. Viel mehr für das Wiki relevante Daten sehe ich im Interview zwar nicht, aber es ist jedem gerne freigestellt den Artikel zu ergänzen, wenn etwas Relevantes übersehen wurde. Danke dass Dir das Interview gefällt!
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