Bastel-Marathon 05: Kekse

Verwundert starrten seine Freunde den Schelm an. Was hatte er sich diesmal ausgedacht? Ein nahezu magisch anmutendes Werkzeug, das in wenigen Augenblicken die Zwölfgötter in leckerem Gebäck manifestieren konnte? Was hatte es nun wieder mit dieser Schnappsidee auf sich? Nur wenige Minuten später wussten die Vier Helden: Der Schelm hat erstens ziemlich kreative Ideen. Und er kann zweitens absolut nicht backen!
Dies ist Teil 5 einer 24-teiligen Reihe von Bastel-Artikeln, die vom 01. bis 24. November 2018 erscheinen. Dieser ungewöhnliche Adventskalender kommt einen Monat zu früh, um allen Bastelwilligen noch genug Zeit zu lassen, um ihre Ideen bis Weihnachten in die Tat umzusetzen. Eine Übersicht über alle Artikel findet sich hier.

Die Ausgangslage

Wer einen Rollenspieler in seinem natürlichen Habitat (d.h. am Spieltisch) artgerecht halten möchte, sollte Wert auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung legen. Dank jahrelangem Training sind die meisten Spielermägen an eine abwechslungsreiche Kost aus Chips, Flips, Salzstangen, Sckokoriegeln, Weingummi, Keksen und ähnlich vitaminarmen Grundnahrungsmitteln gewöhnt, und jedwede Gerüchte, dass der normale DSA-Spieler an Möhren- oder Paprika-Sticks oder gar Obst gewöhnt werden könnte, entbehren jeder empirischen Grundlage.

Ausnahmen in seinem Speiseplan lässt der normale Rollenspieler allerhöchstens in der irdischen Weihnachtszeit zu, wo zusätzlich zum normalen Knabberkram gerne auch mal Vanillekipferl, Spritzgebäck oder Spekulatius verzehrt werden dürfen, ohne dass man vom Rest der Spielrunde komisch angeschaut wird. Will man seinen Mitspielern etwas Gutes tun, sind selbstgemachte Plätzchen somit grundsätzlich keine schlechte Idee. Und wenn diese Plätzchen dann auch noch thematisch zum Rollenspiel passen, ist die Freude beim Beschenkten natürlich besonders groß.

Als ersten Versuch kann man natürlich selbst zu Teigspritze greifen, und handverzierte Kreationen (als Beispiel sei Der Eine Keks aus dem DSA-Forum genannt) fertigen. Verfügt man aber über einen größeren Freundeskreis, und möchte besonders formschöne Naschereien herstellen, kann das aber durchaus in Arbeit ausarten.

Das angestrebte Ergebnis: Die Zwölfgötter zum Anbeissen!

Die Vier Helden und der Schelm sind von Natur aus faul, und so schwebte mir schon seit langem eine Form zum Ausstanzen von DSA-Keksen vor. Langweilige Stempel oder Silikonformen waren mir aber zu unspektakulär, denn wer wirklich große Mengen an Keksen herstellen möchte, braucht ganz klar eine Spekulatiusrolle! Diese praktischen Geräte, die man für wenig Geld im gut sortierten Back-Fachmarkt erwerben kann, erlauben das Erzeugen einer schier endlosen Teigbahn mit backfertig ausgestochenen Teigstücken, die dann nur noch im Backofen zum fertigen Backwerk transformiert werden müssen.

Die Rolle

Nun wachsen Spekulatiusrollen leider nicht auf Bäumen, und Exemplare mit DSA-Branding sind dementsprechend besonders schwierig (nämlich gar nicht) zu bekommen. Also muss mal wieder die gute alte Konstruktionssoftware SketchUp angeworfen werden, um sich so ein Ding selbst zu gestalten. Dabei gab es überraschenderweise mehr Probleme, als ich erwartet hätte, denn wider Erwarten fand ich keine einfache Möglichkeit, in SketchUp ein Motiv um eine Rolle zu wickeln.

Auch versuche mit anderen Software-Paketen (u.a. Blender) schlugen fehl: So gelang es mir zwar, auf einer Rolle durch Displacement Mapping eine Struktur zu erzeugen. Die Unschärfen und Ungenauigkeiten durch die Tesselierung waren qualitativ aber eher unbefriedigend.

Beim Versuch, SketchUp durch das Schreiben eines Ruby-Skripts selbst dazu zu bewegen, eine zweidimensionale Struktur um einen Zylinder zu wickeln, waren leider auch nicht sonderlich erfolgreich, weshalb das Projekt DSA-Keksrolle erstmal ad acta gelegt wurde.

Ein gutes halbes Jahr später surfte ich gerade etwas gelangweilt im Internet, als mir zufällig die alte Idee wieder einfiel. Ich beschloss noch einmal zu googlen, wie man denn in SketchUp eine Struktur um einen Zylinder wickeln könne. Diesmal wurde ich sofort fündig, und gelangte zum großartigen kostenlosen Plugin TrueBend, das genau das beherrschte, was ich suchte.

Unverzüglich wurde eine neue Struktur in SketchUp gezeichnet (ein einfaches Gitterraster mit 3x4 Rechtecken unterschiedlicher Größe, in das die Göttersymbole aus der gerne eingesetzten Schriftart DSA Symbole G&D aus dem Nandurion Schriftartenpaket 2 von Thorsten Most eingefügt wurden.

Die Zwölfgötter warten auf's Aufrollen

Nach nur 15 Minuten Arbeit startete ich das TrueBend-Werkzeug, fluchte noch etwas über die unintuitive Festlegung der Biegeachsen - und hatte dann auf einmal eine fertige Keksrolle als 3D-Modell vor meiner Nase! In den entstandenen Zylinder wurde noch ein mittiges Loch eingefügt, um die Rolle später mit Hilfe eines Malerbügels bewegen zu können. Und fertig war das 3D-Modell!

Die fertige Rolle als 3D-Modell

Als ich die fertige Rolle bei meinem Lieblings-3D-Druckdienstleister i.materialise in Auftrag gab, musste ich arg schlucken, denn die fertige Rolle sollte mit insgesamt fast 100 € zu Buche schlagen! Da ich aber schon so lange an diesem Projekt gearbeitet und darüber geflucht hatte, wollte ich nun auch endlich Ergebnisse sehen. Und wer mich kennt, weiß, dass ich nicht lange gezögert habe: Zwei Wochen später konnte ich meine fertige, erstaunlich schwere (massive?) Spekulatiusrolle in Empfang nehmen.

Das Prachtstück im realen Leben

Der Teig

Nachdem die schwerste Hürde genommen war, lag nur noch die vermeintlich einfache Aufgabe vor mir, mit Hilfe meiner instantan heiß geliebten Rolle knuspriges Gebäck zu fertigen. Nichts einfacher als das: Noch am selben Abend wurde das erstbeste Spekulatius-Rezept aus dem Internet herausgesucht, sich nicht angemessen wehrende Zutaten in eine Rührschüssel geworfen und via Handrührgerät in klebrige Pampe (vulgo: Teig) umgewandelt.

Diverse verklebte Rollversuche später, waren Rolle und Teig dick in eine schützende Mehlschicht gehüllt, und der eigentlich Rollvorgang konnte beginnen. Und siehe da: Wie durch ein Wunder tauchten die Symbole der Zwölfgötter auf dem Backblech vor meinen Augen auf!

Gepriesen seien die Zwölfe!
Mehr schlecht als recht wurde die anfangs noch hübsch aussehende Teigbahn ungeschickt auf's Backblech gewuchtet, der neue Herd mit der noch unbekannten Bräunungsfunktion angeworfen, und Teig samt Backblech in die Gluthölle des Ofens geschoben.

Das Ergebnis

Wenn man davon absieht, dass die fertigen Kekse...
  • durch die Bräunungsfunktion arg verbrannt wurden
  • durch das anhaftende Restmehl optisch entstellt wurden
  • das enthaltene Backpulver das eingeprägte Muster durch Aufgehen des Teiges weitgehend zerstörte
  • die fertigen Kekse durch das viele Mehl zum Auswalzen dermaßen trocken und unsüß wurden, dass die Verkostung kein Vergnügen war
  • und durch die etwas großzügig gewählte Dicke der Prägewalze die Kekse arg dick wurden
... war ich mit dem Resultat einigermaßen zufrieden. An meiner Keksrolle hatte es jedenfalls nicht gelegen, dass die fertigen Plätzchen einer kulinarischen Ohrfeige nahe kamen! Auch mein zweiter Backversuch mit einem anderen Rezept (aber immer noch zuviel Backpulver) geriet nicht viel schmackhafter, weshalb weitere Keks-Experimente erstmal auf Eis gelegt wurden. Vielleicht wird die Rolle für den nächsten Kaiser-Raul-Konvent wieder hervorgekramt!

Übrigens: Als Verpackung eignet sich hervorragend die Metalldose vom DSA5-Trefferzonen-Würfelset. Aus der Diskussion, ob dies vielleicht sogar der einzig sinnvolle Einsatz dieses Produkts am Spieltisch ist, halte ich mich mal geflissentlich raus.

Wer nun - anders als ich - etwas vom Backen versteht, und sich zutraut, mit einer Spekulatiusrolle schmackhaftes Gebäck zu fertigen, kann diese nette Bastelidee gerne aufgreifen. Wie beschrieben ist die Erstellung eines 3D-Modells der Prägewalze relativ problemlos, wenn man sich etwas in seiner 3D-Software auskennt. Vielleicht sollte man die Prägedicke deutlich kleiner als 10 mm wählen, um dünnere Plätzchen zu erhalten. Auch sollte die Herstellung der Rolle, wenn man sie mit einem Hohlraum im Inneren und nicht als Vollkörper bestellt, durch billiger möglich sein. Für Fragen bei der Umsetzung Eurer Idee stehe ich gerne unter frerich.kai@gmail.com zur Verfügung. Auch die SketchUp- oder .stl-Datei der Keksrolle schicke ich Euch gerne auf Anfrage.

Ich hatte mir übrigens auch schon einmal überlegt, die fertige Walze an interessierte Zuckerbäcker zu verleihen - um als Bezahlung eine Kostprobe der hergestellten Kekse zu erhalten. Ich bin nur nicht sicher, ob meine Körperfettwaage von diesem Deal angetan wäre...

Kommentare

  1. Ich bin total entzückt *____*
    Jetzt mag ich auch sowas machen! Aber bei dem Preis muss einfach der gute alte Zuckerguss herhalten. Mit dem kann man die Symbole ja auch einfach auf die Kekse zaubern.
    Bei uns gab's bisher aber nur DSA-Eier zu Ostern. Es waren erstaunlich viele Tsa-Eier dabei :)

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    1. Ja, der Preis ist zugegebenermaßen abschreckend. Aber ich fand die Idee zu gut, um mich nur vom Geld abschrecken zu lassen. Und die Rolle funktioniert hervorragend. Außerdem möchte wirklich NIEMAND sehen, wie ich Kekse von Hand backe und mit Zuckerguss verziere! Aber wenn Du schöne Kekse kreiert hast, würde ich mich über ein Foto freuen!

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  2. Ich kann dir gerne anbieten das wir mal zusammen backen, ich hab zwar keine so schöne Rolle aber wie ja Aventurienweit bekannt *hust* recht gute Backskills :D

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    1. Ja, kann man mal ins Auge fassen, wenn man die Zeit findet (was bei mir bis Weihnachten vermutlich schwierig wird). Aber da Du als Fast-Bochumerin ja auch quasi in Fernkampf-Reichweite bist, könnte ich Dir die Rolle bei Bedarf auch einfach mal zukommen lassen, damit Du beim nächsten DSA-Forentreffen (ich weiß, dass ist erst im nächsten Oktober) oder Deine nächste Spielrunde alle mit göttergefälligen Backkreationen beglücken kannst.

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