Bastel-Marathon 15: Vergnügungsschiff Rethis

Diesmal träumt der Schelm von einem eigenen Schiff. Einem Vergnügungsschiff, um genau zu sein. Auf Basis der schönen Planzeichnungen aus dem Havena-Crowdfunding erstellt er ein dreidimensionales Modell. Warum er trotzdem noch immer kein eigenes Schiff auf seinem Schreibtisch stehen hat, erfahrt Ihr hier.
Dies ist Teil 15 einer 24-teiligen Reihe von Bastel-Artikeln, die vom 01. bis 24. November 2018 erscheinen. Dieser ungewöhnliche Adventskalender kommt einen Monat zu früh, um allen Bastelwilligen noch genug Zeit zu lassen, um ihre Ideen bis Weihnachten in die Tat umzusetzen. Eine Übersicht über alle Artikel findet sich hier.

Die Idee


Es war im Mai. Zu Zeiten des Havena-Crowdfundings. Ich blätterte gerade durch das neueste Unterstützer-Update, als mein Blick auf ein Bild fiel. Und hängenblieb. Es war wohl sowas wie Liebe auf den ersten Blick. Und ich konnte nicht anders: Meine Fantasie war dermaßen beflügelt, dass ich einfach zum 3D-Programm greifen musste...

Die Rede ist von der Planzeichnung zum Vergnügungsschiff Rethis. Wer es wie ich schon seit den achtziger Jahren dabei ist und damals staunend durch die tolle Havena-Box blätterte, kennt das Schiff (oder besser gesagt: Den Vorgänger Tethis) noch von den alten Schwarz-Weiß-Plänen. Schon damals war das Vergnügungsschiff ein spannender Schauplatz, der die Fantasie anregte. Ein abgeschlossenes Abenteuer-Setting, voller Glücksspiel, Alkohol und Hurerei. Perfekt für ein kleines Nebenabenteuer.

Zeitsprung ins Jahr 2018. Von den alten Schwarz-Weiß-Plänen ist nicht mehr viel übrig, wenn man die neuen Havena-Pläne aus dem Stadtkartenset betrachtet. Vollfarbige Illustrationen, mit einem Hauch von Dreidimensionalität und einer stimmungsvollen Beleuchtung. Aus der Feder von Axel Sauerwald stammend (wenn ich das richtig in Erinnerung habe), werden auf der Abbildung der Rethis die vier Decks des Schiffs dargestellt. Im Ulisses-Blog kann das ganze Schiff mit Beschreibung und Karte in einem Preview bewundert werden.

Dieses schöne Bild vom Ulisses-Blog war der Auslöser

Die Modellierung

Und so startete ich mein geliebtes Modellierungswerkzeug SketchUp und begann, den wunderschönen Plan in ein grobschlächtiges 3D-Modell zu verwandeln. Zuerst wurden die Umrisse der vier Decks nachgezeichnet (wobei man glücklicherweise die Symmetrie entlang der Längsachse nutzen kann und so nur die Hälfte des Schiffs modellieren muss), und anschließend in einer halbwegs plausiblen Höhe übereinander angeordnet.

Die vier Umrisse der einzelnen Decks

Nun musste die Bordwand modelliert werden. Dazu verband ich die jeweils benachbaren Deck-Umrisse mit Dreiecken, bis sich langsam die Form eines Schiffs herauskristallisierte. Da ich das Modell auch als 3D-Druck bestellen wollte, mussten die Bordwände mit einer gewissen Dicke versehen werden, sodass ich eine zweite Schicht von Dreiecken zwischen den Decks hinzufügen musste. Auch die Decks selber wurden mit einer angemessenen Dicke versehen.

Die erste grobe Form des Rumpfes steht

Dann konnte mit der Detailmodellierung der einzelnen Decks begonnen werden. Ich begann im untersten Deck, und arbeitete mich langsam nach oben vor. Wände und Fässer konnten einfach durch Nachzeichnen der Umrisse und Extrusion dieser Flächen erzeugt werden. Lediglich die an die Bordwand grenzenden Wände mussten an die Schräge der Bordwand angeglichen werden. Regale und Türen sowie die Treppe zum darüberliegenden Deck wurden erstellt und mit Texturen versehen.

Das Unterdeck beginnt sich zu füllen

Da mein Ziel das Erstellen eines 3D-druckbaren Modell war, wurde nicht sonderlich viel Wert auf Details gelegt. Ich vertraute darauf, dass die schöne Textur den recht groben Strukturen genug Anschein von Plastizität gab, um damit durchzukommen. Viele Stunden und einiges Gefluche später, hatte ich endlich alle Decks halbwegs vollständig nachgebaut. Unzählige Stühle und Tische im Speisesaal hatten mich einiges an Zeit gekostet, aber ich war mit dem Resultat höchst zufrieden.

Schnitt durch das fertig Gesamtmodell

Erst als ich die fertigen Dateien bei meinem 3D-Druck-Dienstleister i.materialise hochzuladen versuchte, wurde mir die Naivität meines Projekts klar: 3D-Druck ist teuer, farbiger 3D-Druck ist noch teurer, und große farbige 3D-Drucke sind am teuersten. So sollten die vier Decks (die ich als Einzelteile drucken lassen wollte, um das Schiff am Spieltisch auseinandernehmen zu können) als ca. 20 cm langer 3D-Druck über 450 € kosten. Ich war geschockt; hatte mittlerweile aber soviel Zeit und Energie in das Modell gesteckt, dass ich zähneknirschend trotzdem orderte. 450 € für ein kleines Modellschiffchen... ich musste verrückt sein!

Das Resultat

Glücklicherweise kamen mir die Grenzen der Physik dazwischen: Die zahllosen Details wie Tische, Stühle, Wände oder das Steuerrad waren so klein, dass ein sicherer Druck nicht möglich war. Und so wurden meine vier Druckaufträge automatisch wieder storniert. Was aus finanzieller Sicht gut war. Schade war es aber trotzdem!

Und so bin ich nun stolzer Besitzer eines rein virtuellen Vergnügungsschiffs, das zu grob aufgelöst ist, um irgendwas erkennen zu können, und gleichzeitig zu detailiert ist, um jemals gedruckt zu werden. Das Einzige, was ich damit noch machen kann, ist es in ein Modell für den Browser umzuwandeln, damit auch Ihr es Euch ansehen könnt.


Und somit geht wieder ein Bastel-Artikel mit einem eher zweifelhaften Ergebnis zu Ende: Ja, man kann die tollen DSA5-Karten wunderbar in 3D-Modelle verwandeln, wenn man etwas Übung mit der 3D-Software hat und etwas Zeit und Geduld mitbringt. Das Ausdrucken des fertigen Modells ist hingegen noch nicht praktikabel: Entweder man muss die Farbe weglassen (was einen Großteil des Charmes vernichten würde), oder man muss das Modell sehr klein wählen (wodurch die Details nicht mehr gedruckt werden können), oder man muss sehr viel Geld in die Hand nehmen, um sich ein großes farbiges Modell leisten zu können.

Wenn also irgendein reicher Kunstmäzen diesen Blog lesen sollte: Für nur ein paar Tausend Euro hätte ich ein tolles 3D-Modell des Vergnügungsschiffs Rethis im Angebot! Interessenten melden sich bitte direkt bei mir!

So, nun ist es wieder an Euch: Welches DSA-Bauwerk würdet Ihr gerne in ein 3D-Modell umwandeln? Was könnte man mit einem solchen 3D-Modell anfangen? Würdet Ihr am Spieltisch so ein dreidimensionales Modell einsetzen wollen? Hat ein 3D-Modell mehr Charme als eine Illustration oder gar eine Schwarz-Weiß-Karte? Wir freuen uns über jede Meinung und Rückmeldung!

Die komplette Beschreibung der Rethis und der Stadt Havena gibt es in der Regionalspielhilfe Havena - Versunkene Geheimnisse, die im F-Shop für 29,95 € bestellt werden kann.

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