Bastel-Marathon 02: Nudeln

Nudeln. Jeder isst sie, jeder mag sie. Nudeln gibt es in allen erdenklichen Sorten und Formen. Nur für den zwölfgöttergläubigen pastaliebenden DSA-Spieler gibt es keine Möglichkeit, sein Lieblingshobby mit seinem Lieblingsessen zu verbinden. Bis jetzt! Lest unseren spannenden Bericht von der Suche nach der perfekten DSA-Nudel. Und dem perfekten Geschenk für DSA-Gourmets!
Dies ist Teil 2 einer 24-teiligen Reihe von Bastel-Artikeln, die vom 01. bis 24. November 2018 erscheinen. Dieser ungewöhnliche Adventskalender kommt einen Monat zu früh, um allen Bastelwilligen noch genug Zeit zu lassen, um ihre Ideen bis Weihnachten in die Tat umzusetzen. Eine Übersicht über alle Artikel findet sich hier.

Die Aufgabe

Bei manchen Schnappsideen ist es einfach so, dass man sich später gar nicht mehr daran erinnert, woher die Idee ursprünglich kam. So vermag ich heute gar nicht mehr zu sagen, wann oder warum in meinem Hirn der Gedanke reifte, es müsste doch eigentlich auch mal Nudeln in DSA-Varianten geben. War es Hunger während einer DSA-Runde? Oder der Gedanke an mein Lieblingsrollenspiel während eines nudeligen Mittagessens? Wo auch immer die Idee herkam, es entwickelte sich zu einer gewissen Besessenheit. Ich wollte DSA-Nudeln! Da es natürlich keine fertigen zu kaufen gab (eine eklatante Lücke im Ulisses-Produkt-Portfolio!), musste ich selbst aktiv werden.

Das Ziel: DSA-Nudeln!

Zuerst machte ich mich auf YouTube kundig, wie denn im Normalfall Motiv-Nudeln hergestellt werden. Nachdem ich Millionen von Buchstabennudeln aus Metallmatrizen habe fallen sehen, war mir klar, dass ich sowas auch können möchte. Vielleicht nicht im industriellen Maßstab. Aber die Produktion von durch eine Form gepressten Nudeln im häuslichen Umfeld war das Ziel.

Der erste Versuch

Ich nannte mich glücklicher Besitzer einer Gebäckpresse, die in der Lage war, fleischwolfartig den oben zugeführten Teig über eine Spindel durch eine Form zu pressen. Natürlich war das Haupteinsatzgebiet das Verarbeiten von Plätzchenteig, aber grundsätzlich war so ein Gerät sicherlich auch für den wesentlich schwereren Nudelteig geeignet.

Also setzte ich mich an den Rechner, um eine Nudelschablone zu designen. Wie die fertigen Nudeln aussehen sollten, stand schon relativ früh fest: Zwölfgötternudeln sollten es sein, d.h. zwölf verschiedene Motive mit Göttersymbolen. Da ich nicht zwölf verschiedene Formen drucken lassen wollte, packte ich alle zwölf Symbole auf eine Schiene, die man vor dem Auslass meiner Gebäckpresse hin- und herschieben kann.

Eine Kunststoffschiene mit 12 Göttersymbolen

Erstellt wurde das 3D-Modell in SketchUp, der immer noch in einer kostenlosen Version verfügbaren Modellier-Software von Trimble. Für die Zwölfgötter-Symbole verwendete ich die Schriftart Götter&Dämonen aus dem tollen Nandurion-Schriftartenpaket von Thorsten Most. Durch die Verwendung der Schriftart war die Modellierung leicht: Ich musste nur eine Schiene als Quader mit den richtigen Abmessungen erstellen und die Zwölfgöttersymbole über das Text-Werkzeug hinzufügen und aus dem Quader ausschneiden. Damit innen liegende Teile nicht herausfielen, musste ich noch weitere Stege einbauen.

Detailansicht des Praiossymbols mit Haltestegen

Weniger als eine Stunde später war die Schablone fertig und konnte bestellt werden. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen 3D-Drucker hatte, gab ich den Druck bei i.materalise in Auftrag. Kostenpunkt für eine 36 cm lange, 2,6 cm breite und 3,5 mm dicke Schiene aus Polyamid: 12,75 €. Ein Betrag, mit dem ich durchaus leben konnte. Die Wartezeit von 2 Wochen zwischen Bestellung und Lieferung ist immer etwas nervig, steigert aber die Vorfreude.

Als die Schiene endlich geliefert worden war, kam die Ernüchterung: Zwar passte die Schiene in die Halterung des Drehwolfs, hielt aber offensichtlich dem Druck des Teigs nicht Stand: Die viel zu dünnen Haltestege brachen ab, der Teig quoll unkoordiniert am Rand der Schiene heraus statt den Weg durch die Form zu nehmen. Sprich: Es gab eine Riesensauerei, aber keine vernünftigen Nudeln. Das erste Experiment war gescheitert!

Der zweite Versuch

Wer so verrückt ist, Nudeln zu einem Rollenspielsystem fertigen zu wollen, lässt sich von einem solchen Rückschlag aber nicht auufhalten, sondern beginnt gleich mit einer besseren Version. Die Billigvariante mit einer Gebäckpresse schien nicht zu funktionieren, also nahm ich etwas Geld in die Hand und investierte in eine richtige Nudelmaschine von Philipps. Mein neuer Pastamaker lieferte tolle Ergebnisse mit den mitgelieferten Formen, und so begann ich sogleich, diese zu analysieren und abzumessen.

Mein Pastamaker mit bereits eingelegter Boron-Form

Erneut erstellte ich eine 3D-Form in SketchUp, diesmal aber deutlich aufwändiger: Die Auslassöffnung wurde deutlich vergrößert, die Haltestege dicker gemacht und die Teigzuführung trichterförmig angelegt, um den Reibungswiderstand an der Form zu minimieren. Einige Stunden später hatte ich eine deutlich stabiler aussehende Form, die sogleich bestellt wurde.

Die Boron-Form für den Philipps Pastamaker

Als endlich die frisch gedruckte Form eintraf, wurde sofort die Nudelmaschine ausgepackt: Zwei Eier und Mehl wurde eingefüllt, und nervösem Gefühl im Bauch die Einschalttaste betätigt. Dieser spannende Moment wurde auf Video festgehalten:


Natürlich entsprach das Ergebnis nicht ganz meinen Erwartungen (ich hatte nicht mit der Nach-oben-Wölbung des Teigstrangs gerechnet), aber das Resultat waren überraschend formschöne und schmackhafte Nudeln, die sich in wenigen Minuten erstaunlich zuverlässig und in großen Mengen produzieren ließen. Zwar würden nur Eingeweihte in diesen seltsamen Formen das gebrochene Boronsrad erkennen - aber das machte mir als begeistertem Nudelproduzenten nichts aus.

Zehn Minuten meditative Arbeit später war der Teller voll

Natürlich hätte man diese Nudeln direkt so in kochendes Salzwasser werfen und wenige Minuten später (frischer Nudelteig wird sehr viel schneller gar als getrocknete Nudeln) genießen können. Ich wollte die Nudeln aber verschenken, und breitete sie daher auf einem Backblech aus, um sie eine gute Stunde bei 80° C im Backofen zu trocknen.

Die Nudeln trocknen im Backofen
Zum Verpacken hatte ich glücklicherweise noch Produktverpackungen mit Tüte und Aufhänger von Avery in der Ecke liegen (die leider mittlerweile nicht mehr erhältlich sind), die mir erlaubten die fertigen Nudeln in eine professionell aussehende Tüte abzupacken. Das Etikett hätte ich natürlich mit dem Drucker bedrucken können, entschied mich aber für eine individuelle Gestaltung mit meinen viel zu wenig genutzten DSA- und Zwölfgötter-Stempeln.

Die fertig getrockneten Nudeln in ihrer Verpackung

Mittlerweile habe ich drei Leuten eine solche Tüte mit DSA-Nudeln geschenkt, und ich kann behaupten, dass alle drei sich darüber gefreut und sie genüßlich verspeist haben. Behaupten sie zumindest.

So lecker können Boron-Nudeln aussehen! (Foto: Nadine S.)

Das Fazit

Im Nachhinein habe ich noch versucht, weitere Nudelformen für die anderen Zwölfgötter zu erstellen, muss aber gestehen, dass keine dieser Formen so gut funktioniert hat wie die Boron-Form. Vermutlich habe ich bei den anderen Formen zu geringe Größen der Trichterzuführung gewählt, sodass der Teig nur in die breitesten Bereiche der Form gelangte. Wie dem auch sei, nach langem Testen und fast 200 € für Nudelmaschine und 3D-Drucken bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ob es den Aufwand und das Geld wert war? Natürlich nicht! Aber darum geht es ja nicht. Ich hatte eine kreative Idee, und habe sie umgesetzt. So unsinnig sie auch sein mag!

Wer jetzt selbst Hunger auf solche DSA-Nudeln hat, eine Philipps Viva Collection Pastamaker Nudelmaschine sein Eigen nennt und eine Boron-Form haben möchte (sei es als .stl-Datei für den heimischen 3D-Drucker oder als fertiggedruckte Form für 12,75 € plus Porto), oder einfach nur Tipps für eine eigene Nudelform haben möchte, kann mich gerne direkt unter frerich.kai@gmail.com kontaktieren.

Kommentare

  1. Bemerkenswertes Engagement. Guten Appetit.
    Ich erkenne an Dir immer wieder, dass ich wohl
    doch kein schlimmer Nerd bin. ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich sehe das mal als... ähhhh.... Kompliment!?! Man möge sich nur mal ausmalen, was ich mit meiner kreativen Energie anfangen könnte, wenn ich sie nicht für Nudeln und Untersetzer verschwenden würde...

      Löschen

Kommentar veröffentlichen