Rezension: Aventuria-Spielmatten

Lange war es ruhig geworden um das durchaus beliebte DSA-Kartenspiel Aventuria. Doch nun, kurz vor dem Erscheinen der dritten Auflage des Basisspiels und der beiden Erweiterungen Das Steinerne Schiff und Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler, bringt Ulisses endlich die von einigen lang ersehnten Spielmatten auf den Weg zum Kunden. Der Schelm hat sich zwei exemplarische Spielmatten gegönnt und sie einem kritischen Blick unterzogen.

Das Kartenspiel

Seit nunmehr dreieinhalb Jahren gibt es das DSA-Kartenspiel Aventuria auf dem Markt. Während die erste Version nur in geringen Stückzahlen auf der Spiel '15 in Essen verkauft wurde und zudem noch einige qualitative Mängel aufwies, ist das Grundspiel seit Mitte 2016 allgemein verfügbar, und erfreut sich seitdem einer vielleicht nicht riesigen, aber doch treuen Spielerschaft, die begierig auf neue Erweiterungen und Zusatzmaterial freut.

Bereits kurz nach Erscheinen der ersten Auflage veröffentlichte Ulisses auf der Aventuria-Produktseite eine (mittlerweile leider nicht mehr) herunterladbare PDF-Version einer Aventuria Spielmatte, die man sich selbst ausdrucken konnte. In gedruckter Version gab es diese praktischen DIN-A3-Matten unter anderem in den Drachling-Paketen. Insbesondere beim Spiel mit Aventuria-Einsteigern erleichtern die Matten mit ihren vorgegebenen Ablageorten für die verschiedenen Kartentypen das Spiel deutlich. Da Ende Mai 2019 die nunmehr dritte überarbeitete Auflage des Aventuria-Basisspiels auf den Markt kommt, wurde die Gelegenheit genutzt, um auch auch eine überarbeteite und deutlich luxuriösere Ausgabe der Spielmatte unter die Käuferschaft zu bringen.

Die Spielmatten

Habe ich "eine" Spielmatte gesagt? Natürlich lässt sich Ulisses nicht lumpen, und spendiert gleich acht verschiedene Designs, die im Wesentlichen den bekannten ikonischen Helden von DSA5 zugeordnet sind. So können sich Fans von Layariel Wipfelglanz oder Bruder Hilbert aus Auen die Spielmatten Elfische Kundschafterin oder Perainegeweihter zulegen, um ihren Spielkarten eine stilvolle Unterlage zu bieten.

Seitenansicht der Spielmatte mit den leicht verbogenen Spielkarten

Lediglich der Söldner Geron Waisenmacher, für den leider noch immer kein spielbarer Aventuria-Charakter herausgekommen ist, erhält keine eigene Spielmatte; stattdessen gibt es eine eigene Spielmatte für den kooperativen Abenteuermodus, auf der die Karten der Gegner, der Ereignisse, etc. platziert werden können.

Obwohl ich eigentlich kein Fan des Duell-Modus von Aventuria bin, und auch der Großteil der Abenteuer der mittlerweile fünf Erweiterungen aus Zeitmangel noch ungespielt im Regal auf Wiederentdeckung wartet, habe ich mir aus Neugierde zwei exemplarische Spielmatten zugelegt, um Qualität und Sinnhaftigkeit der nicht gerade günstigen Produkte zu testen: Zum einen die Spielmatte "Halbelfischer Streuner", die Carolan Caravanti zeigt (ein Bild, das alle Spieler des Solo-Abenteuers Der Vampir von Havena kennen dürften), zum Anderen die Spielmatte für den Abenteuermodus.

Keine Sorge: Die eindrucksvolle Umverpackung ist eindeutig überdimensioniert

Pünktlich einen Tag vor dem angekündigten Veröffentlichungstermin trudelte ein übergroßes Paket mit F-Shop-Aufkleber bei mir ein. Die stattliche Länge von einem Meter ließ mich Ungutes bezüglich des Platzbedarfs der Spielmatten befürchten, doch glücklicherweise enthielt der Karton nur zwei sehr kompakte Schachteln, die auch in meinem arg vollgestopften DSA-Regal noch ein gemütliches Plätzchen finden dürften. Beim Auspacken kommt jeweils eine aufgerollte Spielmatte, eine darin eingerollte Anleitung sowie ein Päckchen mit Karten zum Vorschein, die umgehend untersucht wurden.

Die beiden Spielmatten samt Anleitungen und Spielkarten

Entgegen meiner eher niedrig angesetzten Erwartungen stellte sich beim Ausrollen der beiden Matten unverzüglich ein angenehmes Aha-Erlebnis ein: Die Spielmatten fühlen sich ausgesprochen hochwertig an, das Mouse-Pad-ähnliche Material ist angenehm dick, der Aufdruck ist sehr viel farbenfroher und ansprechender, als dies die bisherigen Vorschau-Videos von Ulisses vermuten ließen.

Die Spielmatte für einen Helden

Die Carolan-Spielermatte, die mit Ausnahme des verwendeten Artworks mit den Matten der sechs anderen ikonischen Helden identisch sein sollte, ist mit 59x36 cm groß genug, um so manchen Spieltisch schon zu einem Gutteil zu bedecken, bietet dadurch aber gleichzeitig auch ausreichend Platz, um seine zahlreichen Ausrüstungs- und Ausdauerkarten unterbringen zu können.

Ohne Überlappung passen maximal 6x2 Ausrüstungskarten in den dafür vorgesehenen Bereich, wenn man sie dicht an dicht platziert. Im Praxiseinsatz sollte man eher von zehn Karten in zwei Reihen ausgehen.

Detailansicht der Spielmatte mit den fünf zugehörigen Spielkarten

Das obere Drittel der Spielmatte wird von sechs Ablagefeldern eingenommen, auf denen abgeworfene Karten, die Talentkarte, die Heldenkarte, ein eventuell vorhandener Heldentitel, die Lebenspunktekarten sowie der Zugstapel abgelegt werden können. Alle Felder werden durch einfache Icons dargestellt, für deren Bedeutung man aber mindestens im ersten Spiel die beiliegende Anleitung griffbereit haben sollte, denn selbsterklärend sind sie für nicht besonders erfahrene Spieler wohl nicht. Die Verwendung von Symbolen - im Vergleich zu den auf den alten Papier-Spielmatten noch verwendeten Beschriftungen - erklärt sich aus der resultierenden Sprachunabhängigkeit, wodurch die Matten somit auch für den nicht-deutsche Märkte eingesetzt werden können. Die beiliegende Kurzanleitung weist eine deutsche und eine englische Seite auf.

Witziges Detail am Rande: Während die Heldenkarte auf den meisten Spielmatten (und in der für alle Helden-Spielmatten einheitlichen Anleitung) einen stilisierten Helden mit einem Kreis als Kopf zeigen, wird dieses Feld bei Carolan (und vermutlich auch bei Layariel?) als Kreis mit spitzen Ohren dargestellt.

Die Spielmatte für den Abenteuermodus

Die Abenteuermodus-Spielmatte ist mit 79 cm nochmal satte 20 cm breiter als die Spieler-Matten. Auf insgesamt 22 Feldern können die Karten der Antagonisten untergebracht werden. Abgelegte Karten und Schergenkarten haben jeweils ein eigenes Feld, für die verschiedenen Zugstapel (Ereigniskarten oder Anführer-Aktionen) stehen zwei Felder bereit. Vier Felder sind für abenteuerabhängige Karten wie Zeitskala, Heldenaktionen oder Gräber-Karten vorgesehen. Insgesamt 14 Felder warten schließlich darauf, mit finsteren Schergen-Karten belegt zu werden, wobei zwei von ihnen Anführerkarten sein können.

Detailansicht der Abenteuermodus-Spielmatte mit den zugehörigen Spielkarten

Die Spielkarten

Jeder Spielmatte liegt außerdem ein Satz von fünf Promo-Karten bei, die auf die jeweilige Matte zugeschnitten sind. So erhält man z.B. mit der Carolan-Spielmatte die Karten Ragatzo (ein alkoholisches Getränk, das die Schlagkraft erhöht), Berauscht (ein Nachteil, der beim Genuss des Ragatzos entstehen kann), Routine/Heimlichkeit (ein Heldentitel, der einen Heimlichkeits-Patzer neutralisiert) und Riposte (ein Vorteil, der einem erfolgreichen Angreifer einen Schadenspunkt zufügt), wobei letztere in doppelter Ausführung vorkommt, vermutlich um ihn im Zwei-Spieler-Duell beiden Spielern zukommen lassen zu können.

Der Abenteuer-Spielmatte liegen zwei neue Schergen (Eingeölter Oger und Hungriger Tatzelwurm) sowie die drei Ereignisse Verstauchter Knöchel (erschwertes Ausweichen bis Heilung erfolgt), Feindseligkeit (Angriff statt Flucht für eine Runde) sowie Welle der Erschöpfung (W6 Schadenspunkte bei misslungener Willenskraftprobe) bei.

Welche Karten den anderen sechs Spielmatten beiliegen, ist mir noch nicht bekannt. Fest steht aber schon jetzt, dass die Entscheidung, diese acht Kartensets mit je Karten exklusiv im Set mit den Spielmatten zu verkaufen, bei manchen Spielern für Unmut sorgen dürfte. Immerhin muss aktuell jeder, der Zugriff auf alle 40 neuen Karten haben möchten, alle acht Spielmatten kaufen, was mit fast 200 € zu Buche schlägt. Es steht zu hoffen, dass Ulisses ein Einsehen hat, und den interessierten Spielern die Karten in Zukunft auch auf anderem Weg (z.B. in Form einer neuen Erweiterung oder eines Bärenherz-Packs) zugänglich zu machen.

Ebenfalls sehr enttäuscht war ich von der Transportlösung für die Karten, wurden die Kartensets doch recht brutal in die dafür eigentlich zu kleinen Verpackungsschachteln gezwängt, sodass die Kartensets in jedem Fall entlang der Längsachse verbogen beim Käufer ankommen werden. Zwar ist es möglich, die Karten durch vorsichtiges Zurückbiegen in eine annähernd plane Gestalt zurückzubiegen. Dem Sammler und Vielspieler dürfte es aber in Anbetracht der vergleichsweise rücksichtslosen Behandlung unschuldiger Spielkarten eiskalt den Rücken hinablaufen.

Das Fazit

Und damit kommen wir auch schon zum Ende des kleinen Unboxing-Berichts. Insgesamt bin ich von den beiden betrachteten Spielmatten sehr angenehm überrascht, wissen sie doch durch Gestaltung und Haptik sehr zu gefallen. Das Material ist großartig, der Druck angenehm für die Augen. Die Beschriftung der einzelnen Ablagefelder ist durch die sprachunabhängigen Symbole etwas gewöhnungsbedürftig, dürfte aber nach ein, zwei Partien jedem Spieler in Fleisch und Blut übergehen. Die beiliegenden Anleitungen zur Deutung der Symbole sind zwar praktisch und durch ihre Zweisprachigkeit ökonomisch sinnvoll. Durch die Art der Verpackung kommt aber auch die Anleitung garantiert nur im gerollten Zustand beim Käufer an, was zu unschönen Knicken und Wellungen führen kann. Außerdem ist es etwas bedauerlich, dass die Spielmatten überhaupt einer Erklärung der Symbole bedürfen. Im Vergleich zu den sehr kryptischen Symbolen des vielgescholtenen Trefferzonen-Würfelsets sind die hier verwendeten Symbole aber geradezu übertrieben selbsterklärend.

Kommen wir zum größten Kritikpunkt, und das sind die beiliegenden Spielkarten: Wissen die hier exemplarisch betrachteten 10 Karten auf den ersten Blick zu gefallen (ihren tatsächlichen Nutzen werden sie erst am Spieltisch unter Beweis stellen müssen), ist sowohl die Art der Verpackung (gebogen!) als auch die derzeitige Vertriebsform (exklusiv pro Spielmatte) inakzeptabel. Wer möchte schon 200 € ausgeben, um 40 exklusive, aber verbogene Spielkarten zu erhalten? Als zusätzliches Gimmick sind die Karten sicherlich nett - wer sich die Spielmatten-Sets aber nur aufgrund der Spielkarten kauft, dürfte arg enttäuscht sein. Es steht zu hoffen, dass Ulisses in nicht allzu ferner Zukunft die Spielkarten auch anderweitig zur Verfügung stellt. Die bisherige Erfahrung bei vermeintlich exklusiven Aventuria-Karten (z.B. Mörderstorch, Orkfamilie oder Schwarzes Auge) lässt hoffen, dass auch diese Karten irgendwann in erschwinglicher Form separat auf den Markt kommen.

Insgesamt bin ich mit den Spielmatten aber sehr zufrieden, und auch der Inhalt der Spielkarten macht Lust darauf, diese schon bald am Spieltisch ausprobieren zu können. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, dieses Mal den mir innewohnenden Kompletismus-Drang zu ignorieren und es bei den beiden bestellten Spielmatten zu belassen. Aber am kommenden Wochenende ist die Spiel Doch!-Messe in Duisburg. Und Ulisses wird auch mit einem Stand dort vertreten sein. Es ist also durchaus denkbar, dass der Schelm - aller Vernunft zum Trotz - nach der Messe fast 150 € ärmer nach Hause fahren wird...

Die acht Spielmatten sind seit dem heutigen 28. März im F-Shop erhältlich, und kosten jeweils 24,95 €.

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