Bastel-Marathon 08: Glückwunschkarte

Es gibt Anlässe, für die ein normales Geschenk nicht ausreicht. Besondere Tage, denen man nur mit einem besonderen, von vielen Menschen mit Herzblut gemachtem Geschenk gerecht wird. In der letzten Woche war ein solcher Tag. Und mit Hilfe unserer treuen Leser konnten wir einer ganz besonderen Frau ein solches besonderes Geschenk machen. Lest hier, wie mehr als 70 Leser Ina Kramer zu ihrem 70. Geburtstag gratuliert haben. Und warum Ulrich Kiesow auch ein klein wenig dabei war.
Dies ist Teil 8 einer 24-teiligen Reihe von Bastel-Artikeln, die vom 01. bis 24. November 2018 erscheinen. Dieser ungewöhnliche Adventskalender kommt einen Monat zu früh, um allen Bastelwilligen noch genug Zeit zu lassen, um ihre Ideen bis Weihnachten in die Tat umzusetzen. Eine Übersicht über alle Artikel findet sich hier.

Der Anlass

Im Laufe der letzten beiden Jahre als Blogger und als zeitweiliger Redakteur bei DSANews habe ich schon so manches Interview geführt, sowohl in schriftlicher Form als auch weniger formell auf Messen oder Conventions. Und habe dabei viele nette Leute kennengelernt, mit denen ich teilweise auch heute noch in Kontakt stehe. Eine meiner schönsten Erfahrungen in dieser Hinsicht war sicherlich das Interview mit Ina Kramer, deren Illustrationen, Karten und Geschichten mich schon seit fast 30 Jahren begleiten.

Als Dank für das schöne Interview und den netten Kontakt brachte ich ihr ein kleines Präsent (was genau, wird in einem kommenden Bastelartikel verraten) vorbei, und hatte so das Vergnügen, sie einmal persönlich kennenzulernen. Sie ließ es sich nicht nehmen, mir im Gegenzug ebenfalls ein "kleines" Geschenk zu machen, und als ich den Briefumschlag zuhause öffnete, fiel ich fast vor Ehrfurcht in Ohnmacht:



Frau Kramer hatte mir doch tatsächlich drei Original ihrer Kunstwerke anvertraut: Ich war nun nicht nur der stolze Bewahrer der beiden Original-Regionalkarten zu den Westlichen Zyklopeninseln und Südaranien, sondern hatte nun auch das Originalportrait von Herzog Waldemar dem Bären aus der ersten Box Das Land des Schwarzen Auges in Händen.

Völlig unnötig zu erwähnen, dass ich mit der Grandiosität dieser Leihgaben völlig überfordert war (und bin) und ich baldmöglichst dafür sorgen möchte, diese drei historischen Schätze irgendwie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Für sinnvolle Vorschläge, wie man das sinnvoll bewerkstelligen kann (ohne sie im schier grenzenlosen Fundus des Grolms verschwinden zu lassen), bin ich dankbar.

Aber diese drei unschätzbaren Leihgaben (ich weigere mich, sie als Geschenke zu betrachten) sind nicht der Grund für diesen Artikel. Sie sollen nur verdeutlichen, warum es mir wichtig war, Frau Kramer für ihre Großzügigkeit in angemessener Form zu danken.

Gelegenheit dazu erhielt ich, als sich in der letzten Woche der Geburtstag zum 70. Male jährte. Ein großartiges Alter (das ihrem Mann Ulrich Kiesow leider nicht zu erreichen vergönnt war), und der Punkt, an dem sie nun doppelt so alt geworden ist, wie das Schwarze Auge im kommenden Jahr wird. Für ein halbes Leben, in dem sie mir und Tausenden anderen Spielern so viel Freude mit ihren Werken geschenkt hat, muss man sich als Community doch mal erkenntlich zeigen.

Die Karte

Und so nutzte ich unsere letzte Monatsumfrage im Oktober, um klammheimlich Glückwünsche zu Frau Kramers Geburtstag zu sammeln. Wohlweislich, dass sicherlich nur noch die wenigsten jungen Spieler von heute überhaupt etwas mit ihrem Namen anfangen können, und nur noch alte DSA-Dinosaurier wie ich sich überhaupt an den Namen Kramer erinnern können.

Tja, so kann man sich irren! Innerhalb von zwei Wochen kamen 72 Glückwunsch-Nachrichten bei mir an, vom kurzen und knappen anonymen "Herzlichen Glückwunsch" zum ausführlichen und persönlichen Dankesbrief an das Geburtstagskind. Beim Zusammenstellen der Glückwünsche war ich einige Male den Tränen nahe, und ich hoffte, dass auch Ina Kramer sich über soviel Anteilnahme freuen würde.

Natürlich konnte ich derartig viel Herzblut von so vielen Lesern nicht einfach in eine Mail oder auf schnödes Briefpapier packen, und so wurde die hervorragenden Vorlagen aus dem Scriptorium Aventuris genutzt, um zumindest optisch etwas herzumachen (ich bin mir bewusst, dass ich durch die Veröffentlichung des Resultats hier gegen die Scriptorium-Lizenz verstoße, hoffe aber, dass man mir aufgrund des Anlasses vergeben wird). Aus der wie immer unverzichtbaren Wiki Aventurica wurden einige Ina Kramer Bilder herausgesucht und der trockene Text so etwas aufgelockert.

Wie schon öfter in den letzten Monaten tat mir dabei meine QuarkXPress-Lizenz gute Dienste, die man übrigens noch bis Ende des Jahres für unter 10 € im Heise-Sonderheft Kreativ arbeiten erwerben kann (normalerweise kostet die professionelle Software 800 €). Das Layouten ging relativ schnell von der Hand: Die Hintergrundbilder aus der Scriptoriums-Vorlage wurden auf den Seiten platziert (am Besten per Seitenvorlage), und zweispaltige Textboxen für den Text hinzugefügt. Die Bilder brauchen nur noch als Bildboxen hinzugefügt zu werden, den Umbruch übernimmt Quark von alleine. Noch ein wenig die Zitate hin- und herschieben, um unschöne Umbrüche mitten im Text zu vermeiden - schon ist die Festschrift fertig.


Das nostalgisch inspirierte Cover

Für das Titelbild ließ ich mich von dem schönen Retro-Blödel-Abenteuer Silvanas Verspeisung inspirieren, das von Josch sowie Thorsten und Heike Most auf Asboran veröffentlicht wurde, und dessen Titelbild sich an den alten Klaus Holitzka Covern der ersten DSA-Abenteuer orientierte. So nahm ich Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler als Vorlage, und bastelte mir ein eigenes Cover mit Ina Kramer im Mittelpunkt.

Wie immer für Grafikbearbeitung wählte ich hierfür Photoshop als Werkzeug, den ich für 12 € im Monat bei Adobe abonniert habe. Um herauszufinden, welche Schriftarten den im Original verwendeten am meisten entsprechen, wurde WhatTheFont bemüht, die Farben für den Schriftschatten und den kreisförmigen Farbverlauf wurden aus dem Original abgegriffen. Nach gut zwei Stunden war das Titelbild soweit fertig, dass ich beruhigt und zufrieden ins Bett fallen konnte.


Der Innenteil der Festschrift

Auf Hochglanz-DIN A4-Papier gedruckt, mit Falzbein sauber gefaltet und mit Langhefter zu einem DIN A5 Buch getackert, konnte die improvisierte, aber nett anzuschauende Festschrift auf den Weg zur Jubilarin gehen.

Mit der ausdrücklichen Erlaubnis von Frau Kramer (und dem hoffentlich implizit gegebenen Einverständnis der teilanonymisierten Gratulanten) kann sich jeder Interessierte das Resultat hier als PDF-Datei ansehen.

Die Miniatur

Nun hatte ich also ein (wie ich finde) tolles, sehr persönliches Geschenk zur Hand, und damit hätte es eigentlich gut sein können. Nun wollte es aber der Zufall, dass wir in unserem Mail-Briefwechsel auf die Ulrich-Kiesow-Miniatur zu sprechen kamen, die ein halbes Jahr nach dem Tod des DSA-Schöpfers als limitierte Miniatur verkauft wurde. Frau Kramer kannte diese Miniatur überhaupt nicht - ein Umstand, der mich zuerst etwas schockierte, und dann zu blindem Aktionismus antrieb. Es gelang mir, ein unbemaltes Exemplar für günstiges Geld auf eBay zu erwerben. Nun musste es nur noch schön angemalt werden.

Wie bereits mehrfach erwähnt bin ich kein begnadeter Künstler, und so stand außer Frage, dass ich selbst mit Pinsel und Farbtöpfchen Hand an die wehrlose Miniatur legen würde. Glücklicherweise (und nach den positiven Erfahrungen mit dem netten Illustrator Tim Brothage) wandte ich mich direkt an einen Künstler, der in der Szene kein Unbekannter sein dürfte: Stefan "Steff" Tannert ist, aus dem Dunstkreis um das Orkenspalter-TV-Team um Mháire Stritter und Nico Mendrek herausgetreten, mittlerweile Ulisses-Mitarbeiter, mit seinem LARP-Charakter Magister Ilmenblick sogar in den DSA-Kanon eingegangen, und mit seinem eigenen YouTube-Kanal Steffs Kleynkrämerey erfolgreich, wo er unter den Augen Hunderter Zuschauer Miniaturen bemalt.

Der DSA-Erfinder am Rednerpult
Glücklicherweise kannte ich Steff flüchtig von diversen kurzen Gesprächen am Ulisses B-Ware-Stand, und so schilderte ich ihm per Mail kurz mein Anliegen. Dankenswerterweise war er sofort bereit, sich der Miniatur anzunehmen, und als er erfuhr, dass es um ein Geschenk für Ina Kramer ging, war er sofort mit Feuer und Flamme dabei.

Auch hier sei erwähnt, dass die Festkosten für das Bemalen einer Miniatur erschreckend niedrig angesetzt werden, und ich nur jedem, der die Dienste eines professionellen Bemalers in Anspruch nimmt, sich fragen möge, wie lange dieser Mensch an der Bemalung einer solchen Miniatur sitzen dürfte, und welchen Stundensatz man einem freiberuflichen oder nebentätlichen Künstler zahlen sollte.

Sehr geile Detailarbeit vom Steff

Wer die Originalfigur kennt, wird sich vielleicht wundern, warum bei diesem Ulli der Zeigefinger nicht mehr mahnend gen Himmel gereckt ist. Dies hat den einfachen Grund, dass ich versucht hatte, die wertvolle Figur für den Transport in eine gelbe Verpackung aus dem Inneren eines Überraschungs-Eis zu quetschen - die sich leider als zu klein erwies und den Zeigefinger brutal umbog. Glücklicherweise in die richtige Richtung, sodass Frau Kramer nun glückliche Besitzerin eines Unikats ist, das statt des Zeigefingers die Faust erhebt.

Jedenfalls hielt ich schon nach etwas mehr als einer Woche die fertig bemalte Miniatur in Händen, und war allein vom Detailsgrad vollkommen erschlagen: Wie Steff es geschafft hatte, die Augen von Ulrich Kiesow und selbst die winzigen Städtemarkierungen auf der Aventurienkarte korrekt zu platzieren, ist mir ein Rätsel. Ich selbst kann die Figur in meinem hohen Alter selbst mit Lupe kaum erkennen. Mein höchstes Lob an den Künstler!

Die Reaktion

Und so ging einen Tag vor Ina Kramers Geburtstag ein Päckchen mit einer Miniatur und einer Karte auf den Weg nach Düsseldorf. Und da sicherlich viele der Gratulanten sich fragen, wie ihr Geschenk angekommen ist, darf ich hier ganz offiziell verkünden, dass Ina Kramer sich sehr über all die Gratulationen und die schöne Miniatur gefreut hat, sie "zu Tränen gerührt" war und dass unsere  Festschrift "das schönste Geschenk ist, das ich bekommen habe und bekommen werde." Ina dankt "allen Gratulanten für ihre freundlichen Worte und Glückwünsche", und ihr besonderer Dank geht an Steff, "der die Ulli-Miniatur so hübsch bemalt hat - sogar mit Schattierungen".

Und auch ich muss mich natürlich bei allen Teilnehmern herzlich bedanken - ich war überwältigt, wie gut mein kurzfristiger Gratulations-Aufruf geklappt hat und wie groß die Resonanz war. Ich glaube, wir haben einer großen DSA-Schaffenden etwas zurückgegeben für all die schönen Werke, die sie uns über die Jahre geschenkt hat, und ihr gezeigt, dass es auch heute noch genügend Menschen gibt, die sie mit ihren Werken berührt und geprägt hat.

Was hat das Ganze aber mit einem vorweihnachtlichen Bastel-Marathon zu tun? Nun ja, es muss ja nicht immer gleich ein 70. Geburtstag sein, zu dem man sich die Mühe macht, ein kleines Büchlein mit Dankesworten zu verfassen. Wie wäre es, einige Eurer handschriftlichen Aufzeichnungen Eurer Abenteuer mit den Vorlagen aus dem Scriptorium Aventuris in eine schöne Form zu bringen, mit Illustrationen zu versehen und noch ein paar Dankesworte an Euren Meister dazuzuschreiben, der Euch schon durch so viele tolle Abenteuer geführt hat? Bastelt Euer eigenes Titelbild im DSA1-Retro-Look, fügt Bilder Eurer Helden oder Fotos von Euch selbst hinzu, und denkt Euch einen plakativen Titel aus, den nur Eure Spielgruppe versteht. Kreiert irgendwas Eigenes, über das sich Eure Mitspieler freuen können.

Und wenn es Euch gefällt und sich der Beschenkte gefreut hat, schreibt uns darüber - wir freuen uns über jeden Bericht von Euren Werken!

Kommentare

  1. Riesen Respekt für die Arbeit! Weiter so!

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  2. Vielen Dank für's Mitlesen! Ich gebe mir Mühe! Das erste Drittel des Artikel-Marathons ist geschafft...

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  3. Da mir Ina gerade am Telefon von dem Geschenk vorschwärmte, musste ich mir das doch mal anschauen. Toll!

    Karli

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    1. Im Nachhinein hätten wir die Festschrift viel größer aufziehen und die ganze alte und neue Autorenriege anschreiben sollen. Und andere Blogs und DSA-Portale mit einbinden sollen. Aber dann wäre es vermutlich keine Überraschung mehr geworden... Vielen Dank für's Reinschauen, ich fühle mich geehrt! Gerne würde ich mich revanchieren, indem ich nächste Woche Deine Dreieich-Lesung besuchen würde - aber die Familie lässt mir vermutlich nicht genug Zeit. Ich wünsche Dir und Deinen Lesern viel Spaß mit Alrik, Alrik, Alrik... und Alrik!

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