Das Blut der Castesier - Ein Interview mit Daniel Jödemann

Die Kriegszüge der Legionen Bosparans, das Leben eines Diebes im seit Fran-Horas entvölkerten Puninum, die Dunkle Kunst der Nekromantie lange vor den Magierkriegen - dass die Dunklen Zeiten eine spannende Epoche waren, zeigt die neue Romanreihe “Das Blut der Castesier” hautnah. Da der erste Roman nun endlich für alle verfügbar ist, nehmen wir dies zum Anlass, um den Autoren Daniel Jödemann zum Interview zu bitten.

Die Roman-Reihe

Der Kaiser-Raul-Konvent hat für die Teilnehmer viele Vorzüge. Neben den tollen Begegnungen, Spielrunden, Keynotes und Panels gibt es auch immer exklusive Publikationen und Produkte, die lange vor dem regulären Release erscheinen. So kamen alle Teilnehmer des KRK 2019 in die glückliche Lage, schon vorab einen Blick auf den Roman Blutnacht zu werfen, der eigentlich erst in dieser Woche erscheint.

Eine Rezension des Buchs, das mir persönlich ziemlich gut gefallen hat, gibt es bereits, doch meine Neugierde war geweckt: Woher kam diese Romanreihe so plötzlich und unerwartet? Wie lange braucht man als einzelner Autor, um eine sechsteilige Reihe aus dem Nichts zu stampfen? Welche Entstehungsgeschichte steckt hinter der längsten DSA-Romanreihe eines Einzelautors?



Daniel Jödemann heißt dieser positiv Verrückte, und mit Blutnacht erscheint nach In den Nebeln Havenas, Die letzte Kaiserin und Der erste Kaiser sein nunmehr vierter DSA-Roman. Nebenbei hat er auch an zahlreichen Karten und Plänen mitgewirkt, die Co-Redaktion eines Regionalbands übernommen und Beiträge zu diversen Abenteuer-Anthologien verfasst. Einige Berichte über seine Arbeiten und seinen Werdegang bietet die sehr interessante Webseite des Autoren. Was man dort aber nicht finden kann, ist die Information, dass Daniel Jödemann auch ein sehr netter Mensch ist, und mir spontan und großzügig von seiner Freizeit geopfert hat, um mir für ein Interview Rede und Antwort zu stehen.

Das Interview

Hallo Daniel, schön, dass Du neben dem Schreiben und Überarbeiten der wohl längsten von einem Einzelautor verfassten DSA-Roman-Reihe Zeit für ein Interview gefunden hast. Wer ist dieser Daniel Jödemann, und wie ist er zum DSA-Spielen gekommen?

Vielen Dank für deine Anfrage! Ich freue mich, ein wenig über mein Projekt berichten zu dürfen. Übrigens machst du mich mit deiner Frage gerade darauf aufmerksam, dass meine Romanreihe tatsächlich die „längste von einem einzelnen Autor verfasste“ sein wird. Das war mir bis gerade eben gar nicht bewusst.

Dieser Daniel Jödemann wurde in Bielefeld geboren und kam dort während der Schulzeit erstmals mit dem Schwarzen Auge in Berührung – ich denke, mit etwa 15 Jahren? Ein paar Freunde von mir waren irgendwie darauf gekommen und suchten noch einen Spielleiter für die Rollenspielrunde, die sie aufbauen wollten. Also habe ich kurzerhand „Ja“ gesagt. Unser erstes Abenteuer war damals Das Grabmal von Brig-Lo. Ich erinnere mich noch gut, dass mein erster Gehversuch als Spielleiter doch etwas holprig verlief. Als dann zwei Spieler aus der Runde nach dem ersten Treffen schon feststellen, dass Rollenspiele doch nichts für sie sind, haben wir das Abenteuer dann kurzerhand noch einmal von vorne begonnen. Im zweiten Anlauf dann sogar mit mehr Erfolg.

Inzwischen lebe ich in Wuppertal, der Stadt mit der Schwebebahn, die, wenn man auf das Internet hört, im Gegensatz zu Bielefeld auch tatsächlich existiert! Neben meinem Bürojob arbeite ich seit einiger Zeit dann auch freiberuflich als Schriftsteller, Autor und Illustrator, in erster Linie im Rollenspielbereich.

Hast Du eine aktuelle Spielrunde? Und wenn ja, bist Du eher Meister oder Spieler? Hast Du einen Lieblingshelden, den Insider in einem Deiner Romane oder Abenteuer wiederfinden können?

Ich habe seit dem Grabmal von Brig-Lo mehr als 20 Jahre lang DSA-Runden geleitet, seltener war ich auch Spieler. Das alles aber mit wechselnden Runden und in wechselnder Zusammensetzung, dennoch aber so mehr oder weniger durchgängig.

Meine letzte DSA-Gruppe verlief sich dann vor wenigen Jahren nach und nach aufgrund mangelnder Zeit im Sande und ich habe DSA seitdem auch gar nicht mehr gespielt. Allerdings habe ich danach dann mit einer Star Trek Adventures-Runde begonnen, die ich mit großer Begeisterung leite (und in der ich gelegentlich auch als Spieler aktiv bin).

Ich habe aber tatsächlich nie einen meiner Helden in einem Roman oder Abenteuer verewigt. Es mag zwar kleine Berührungspunkte geben (Magier und Phex-Diener habe ich in der Vergangenheit schon mehrfach verkörpert und solche finden sich ja auch an prominenten Stellen in meinen DSA-Romanen), aber keine der Figuren, denen du in meinen Romanen begegnet bist oder noch begegnen wirst, fing ursprünglich mal als Spielerheld an.

Neben Aventurien treibt es Dich auch häufiger in die Welt von Cthulhu, Space:1889, Deadlands und Splittermond. Bist Du jemand, der ständig zwischen den Systemen wechselt und jedes neue Rollenspiel einmal ausprobieren muss, oder bist Du vorwiegend ein monogamer DSA-Fan?

Ich bin die längste Zeit in diesen erwähnten 20 Jahren DSA treu geblieben und habe dazwischen nur gelegentlich einmal ein anderes System ausprobiert. Ich habe daneben auch aber über längere Zeit noch Cthulhu geleitet und habe nun eben eine Star Trek Adventures-Runde.

Mit Space: 1889, Deadlands und Splittermond bin ich tatsächlich bislang nur durch Illustratorentätigkeiten in Berührung gekommen. Gespielt habe ich diese Systeme, zumindest bislang, noch nicht.

Deine Wurzeln als DSA-Autor liegen in den Abenteuer-Schreib-Wettbewerben, bei denen Du mehrfach mit großem Erfolg teilgenommen hast, Dein Abenteuer “Wenn Ketten brechen…” hat bei Gänsekiel & Tastenschlag 2004 sogar den ersten Platz abgeräumt. Inwieweit haben Dir diese Wettbewerbe beim Schreiben und beim Kontakte-Knüpfen mit der DSA-Redaktion geholfen? Hast Du Tipps für angehende Abenteuer-Autoren?

Die Teilnahme an den Wettbewerben hat definitiv den Kontakt hergestellt: 2004 wurden mehrere Autoren, die vor allem auch durch Wettbewerbsteilnahmen oder anderweitiges Engagement auf sich aufmerksam gemacht haben, von der damaligen Redakteurin Momo Evers eingeladen, an der neuen Zwergen-Spielhilfe Angroschs Kinder mitzuarbeiten. Das war für mich, ebenso wie für einige andere Autoren auch, der Einstieg in die offizielle Arbeit für Das Schwarze Auge.

Die erste offizielle DSA-Mitarbeit von Daniel Jödemann: Angroschs Kinder [Quelle: Wiki Aventurica]

Wer Interesse daran hat, eigene Abenteuer zu schreiben und vielleicht sogar den Sprung zur Arbeit an offiziellen Publikationen zu schaffen, sollte in erster Linie auch offizielle Abenteuer lesen und genau studieren. Schreibt dann eigene Abenteuer und geht dabei weiter, als es vielleicht für ein Abenteuer für die eigene Runde nötig wäre: Verfasst also auch die Vorlese- und Hintergrundtexte, recherchiert in den Hintergrundmaterialien und stellt sicher, dass sich euer Abenteuer wirklich in die offizielle Spielwelt einfügt. Schaut dann, was funktioniert und was nicht, holt euch Feedback von euren Spielern ein und macht es beim nächsten Abenteuer dann noch besser.

Die Liste der Abenteuer-Wettbewerbe im Wiki Aventurica ist aktuell ziemlich trostlos, sind doch fast alle Einträge dort als “einmalig” oder “eingestellt” gekennzeichnet. Was glaubst Du ist der Grund für das Aussterben dieser Wettbewerbe, die immerhin so mancher Autorengröße den Weg geebnet haben? Fehlt es an kreativen Autoren? Sollten wir wieder mehr in derartige Nachwuchsförderung investieren?

Ich könnte jetzt über die eventuellen Gründe nur spekulieren. Ich glaube aber sicher nicht, dass es an kreativen Autoren fehlt. Insbesondere von meiner eigenen Jury-Arbeit weiß ich, dass das Sichten und Bewerten von Einsendungen zu einem Wettbewerb viel Zeit und Aufwand bedeutet. Dennoch ist aber gerade ein solcher Wettbewerb sicher ein guter Weg, Autoren zu finden, denn durch die Vorgaben wie maximale Seitenzahl, Thema und Vereinbarkeit mit den offiziellen Setzungen der Spielwelt lässt sich prima steuern, ob jemand in der Lage ist, im Rahmen dieser Setzungen ein gutes Abenteuer zu schreiben.

Schriftsteller, Abenteuer-Autor, Band-Redakteur, Kartenzeichner - Die verschiedenen Rollen, in die Du im Laufe der Jahre für DSA geschlüpft bist, könnten fast das Professions-Kapitel eines DSA5-Regelbands füllen. Ist Dir eine einzelne Tätigkeit zu langweilig oder zu wenig fordernd? Welche dieser Rollen liegt Dir am meisten am Herzen?

Bei mir schloss sich irgendwie immer ganz organisch eines an das andere an: Am Beginn stand die Einladung, als Autor an einem Hintergrundband mitzuarbeiten. Zu dieser Zeit ging ich dann auch mal auf den Verlag zu und erkundigte mich, ob man denn auch Bedarf an neuen Plänen und Karten für eben diesen Band hatte, da ich das wohl könnte. Später kam dann auch mal das Angebot, als Redakteur tätig zu werden (allerdings habe ich auch nur an einer Regionalspielhilfe als Co-Redakteur und später auch einmal als Redakteur an einer Abenteuer-Anthologie gearbeitet).

Der Wunsch, sich doch mal an einem Roman zu versuchen, kam wenig überraschend während der Arbeit an der Havena-Beschreibung für die Albernia-Spielhilfe auf. Ich wollte einfach mal schauen, ob ich es kann und Spaß daran habe und das “cthuluide” Setting Havena hat mich sehr gereizt. Die Schriftstellerei liegt mir inzwischen auch definitiv am meisten am Herzen.

Dank Deiner Ausbildung zum Produktdesigner (Verzeihung: Gestaltungstechnischer Assistent für Produktdesign!) und dem nicht vollendeten Architektur-Studium war der Schritt zum Kartenzeichner für DSA recht naheliegend. Mittlerweile ist die Anzahl der von Dir für DSA-Publikationen angefertigten Karten deutlich dreistellig. Wie kam es zu Deiner Tätigkeit als Kartograph? Hast Du einen Lieblings-Plan? Oder gab es einen, der besonders ätzend zu zeichnen war?

Während der Arbeit an Angroschs Kinder ging ich auf den Verlag zu und erkundigte mich, ob man nicht auch einen neuen Plan von Xorlosch für die neue Spielhilfe haben wollte und dass ich mir zutraute, einen solchen anzufertigen. Ich hatte schon Karten und Pläne für meine Wettbewerbs-Abenteuer angefertigt und konnte ein paar Arbeitsproben vorweisen.

Ich bekam auch tatsächlich die Zusage dafür und fertigte dann sogar noch eine Schnittzeichnung der Großen Halle von Xorlosch an, die ursprünglich nicht gefordert war. Dieser Plan kam aber sehr gut an und fand ebenfalls noch seinen Weg in den Band.

Danach folgten dann weitere Aufträge und so etwa zehn Jahre später stellte ich dann beim Nachzählen fest, dass ich kurz davor stand, meinen insgesamt 100. Plan für DSA anzufertigen. Sehr passend war dann auch, dass mein einhundertster Plan die Aventurien-Karte für das DSA-Kartenset wurde, ein sehr schönes Projekt.

Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendein Plan tatsächlich mal eine Qual oder besonders schwer zu zeichnen war. Leichter ist es da schon, meine Lieblingspläne zu benennen: Ich mag zum Beispiel die Pläne der Pentagramm-Akademie und die des Tempels der Sonne zu Gareth, da deren Aufrisse auch mal die schiere Größe der Anlagen zeigen – etwas, was vielen Spielern aufgrund der bekannten Grundrisse und Stadtpläne vielleicht noch gar nicht bewusst war.

Auf Platz 1 steht aber seit nun schon zehn Jahren der Stadtplan von Bosparan für die Dunkle Zeiten-Box. Ein Plan von Alt-Bosparan existierte ja schon und auf dessen Basis habe ich dann einen Gesamtplan der größten Metropole des Bosparanischen Reichs erstellt. Ich fertige handgezeichnete Pläne für gewöhnlich immer größer an als notwendig, damit bei der Verkleinerung danach Unsauberkeiten und kleine Fehler „verschwinden“. Den Stadtplan von Bosparan habe ich im DIN A1-Format angefertigt, doppelt so groß wie nötig, Haus für Haus, Baum für Baum, und alles von Hand. Das hat sehr viel Spaß gemacht.

Stadtplan von Bosparan [Quelle: Daniel Jödemann]


Den fertigen Plan habe ich zum Copyshop getragen, damit er dort eingescannt werden kann. Minutenlang standen die Mitarbeiter des Copyshops dann erst einmal um den Plan herum und haben mit offenen Mündern all die Details studiert, bis ihnen wieder einfiel, dass ich doch eigentlich darum gebeten hatte, ihn für mich einzuscannen.

Auf Deiner Webseite kann man nachlesen, dass Du vor ein paar Jahren noch alle Deine Zeichnungen ganz klassisch mit Bleistift, Pigmentstiften, Layoutpapier, Zirkel und Schablonen am Lichttisch gezeichnet hast. Mittlerweile ist aber auch bei Dir der digitale Arbeitsprozess angekommen. Was hat Dich dazu bewogen, den Umstieg zu wagen, und was hat sich seitdem an deinem Arbeitsprozess und Deiner Produktivität verändert?

Die längste Zeit habe ich wirklich alles per Hand angefertigt, danach dann die fertigen Pläne eingescannt und dann in Photoshop nachbearbeitet und beschriftet. Ich denke immer noch, dass ein von Hand gezeichneter Plan mehr Charakter hat und weniger steril wirkt, aber die Vorteile eines komplett digital erstellen liegen natürlich ebenfalls auf der Hand.

Irgendwann habe ich deshalb doch einmal angefangen, mich doch zumindest etwas mehr mit dem Thema zu befassen, mit Ebenen und Füllungen, Linearts und Pinseln, um vielleicht doch noch ein wenig mit den “neuen, jungen Photoshop-affinen Illustratoren” mithalten zu können.

Lustigerweise war dann mein Startpunkt sogar ein Tutorial von Diana Rahfoth, die eine farbige Neuauflage eines alten Stadtplans von mir neu aufgelegt hatte, den von Boran, und dazu ein Tutorial in ihrem Blog veröffentlicht hatte. Ich lernte also den Umgang mit dem Grafiktablett anhand ausgerechnet diesen Tutorials, auf Basis einer meiner alten Illustrationen.

Ich bin immer noch kein großer Photoshop-Künstler und werde es auch ganz sicher in diesem Leben nicht mehr werden. Zumindest bin ich akzeptabel genug geworden, dass ich ein paar sehr ordentliche Pläne und Karten für Space: 1889 anfertigen konnte und bin schon ein wenig stolz auf meine Karte der Jungen Königreiche für Thomas Finns Glühender Zorn.

Hast Du ein Vorbild beim Zeichnen Deiner Pläne und Karten (Ralf Hlawatsch, Ina Kramer, Steffen Brand) oder hältst Du Dich schlicht an das, was Du im Architekturstudium gelernt hast? Was ist Dir persönlich am Spieltisch lieber: Eine bunte foto-realistische Luftansicht, eine schwarz-weiße nüchterne Grundrisszeichnung, oder ein auf zerknittertem Pergament mit Tinte handgezeichnetes Handout voller Ungenauigkeiten?

Ich hatte immer schon eine große Faszination für Grundrisse, Pläne und Karten und liebe es, diese zu studieren und all die Details und Zusammenhänge zu entdecken. Wenn ich einen Fantasyroman lese, dann möchte ich auch definitiv anhand der zugehörigen Karten entdecken können, wo genau sich die Protagonisten gerade aufhalten und ihre Reisen verfolgen.

Die legendären „Pläne des Schicksals“, die vor 25 Jahren den Abenteuern beilagen, haben mich natürlich ebenfalls sofort fasziniert und waren sicher auch mitschuldig daran, dass mich das Hobby Rollenspiel so gepackt hat.

Selbstverständlich habe ich damals dann auch ausnahmslos alle Pläne und Karten, die DSA-Bänden und Boxen beilagen, stundenlang, eingehend und immer wieder studiert. Durch Nachahmung habe ich mir dann selbst beigebracht, derartige Pläne und Karten anzufertigen.

Produktdesign und Architektur gaben mir dann später auch noch das Handwerkszeug mit, diese Pläne und Karten professioneller anzufertigen und etwas mehr Hintergrundwissen zu sammeln. Ich würde aber behaupten, dass es 90% reines Studieren der DSA-Pläne von damals, Nachahmung und Ausprobieren war.

Ich denke, ich würde immer einen Stadtplan allen anderen Aufträgen vorziehen, insbesondere große und abwechslungsreiche Metropolen, in denen viel los ist und viel untergebracht werden muss.

Dein Roman “In den Nebeln Havenas” sowie das Abenteuer “Schrecken aus der Tiefe” sind im Rahmen der Havena-Stadtspielhilfe im letzten Jahr neu aufgelegt worden. Warst Du an der Überarbeitung der beiden Werke beteiligt? Wie fühlt es sich an, seinen Erstlingsroman 11 Jahre später so prominent neu aufgelegt zu sehen und ins schöne Havena zurückzukehren?

Ich war nicht daran beteiligt, freue mich aber natürlich, dass beide neu aufgelegt wurden. Dennoch bin ich, was In den Nebeln Havenas angeht, etwas zwiegespalten. Ich bin ganz zufrieden gewesen mit meinem Erstlingsroman, schmökere ich aber jetzt und all die Jahre später noch einmal darin, dann gruselt es mich schon – und nicht auf die gute Art und Weise, die der Roman ja auch hervorrufen soll. Man merkt schon, dass es der Debütroman eines Autors ist, der das Handwerkliche noch lange nicht so gut beherrschte, wie man sich das wünschen würde – oder zumindest, wie ich mir das wünschen würde.

Der erste Roman von Daniel Jödemann in der Neuauflage von 2018

Deine Romanreihe “Das Blut der Castesier” hat auf dem Kaiser-Raul-Konvent 2019 für eine angenehme Überraschung und viel positives Feedback gesorgt. Wie viel hattest Du schon geschrieben, bevor Du Ulisses von dem Projekt berichtet hast? Hattest Du Angst, dass Sie an der Buchreihe nicht interessiert sein könnten?

Ich freue mich sehr, dass schon die Ankündigung und die Aussicht auf eine neue Romanreihe in den Dunklen Zeiten so viel Anklang gefunden hat!

Es war aber doch umgekehrt, denn ich wollte ja auch nicht jahrelang an einem Projekt arbeiten, ohne jede Aussicht darauf, dass auch etwas daraus wird. Die DSA-Redaktion sprach mich 2013 an und erkundigte sich, ob ich nicht Lust hätte, mal wieder einen Roman zu schreiben. Damit hatte sie dann den Stein ins Rollen gebracht.

Es dauerte dann aber noch bis 2015, bis ich eine konkrete Idee für das neue Romanprojekt hatte, bis diese ausformuliert war und ich dem Verlag ein Exposé vorlegen konnte. Nachdem mir dann signalisiert wurde, dass das Projekt bei Ulisses ein Zuhause finden könnte, machte ich mich dann richtig an die Arbeit.

2016 war dann eine Rohfassung der sechs Bände fertig und das Manuskript des ersten Bandes ging an den Verlag, wo er zum Glück dann auch Anklang fand.

Im Auftaktroman “Blutnacht” gibt es im vorderen Buchumschlag eine neue Karte des Bosparanischen Reichs, die Du extra für die Romanreihe gezeichnet hast. Kannst Du uns etwas über die Besonderheiten dieser Karte erzählen? Hätte die alte Karte aus “Die Dunklen Zeiten” nicht auch gereicht?

Ich wollte auf jeden Fall eine neue Karte anfertigen, die auch dem neuen Stil und der Aufmachung der DSA-Romane gerecht wird. Nicht zuletzt hätte es auch nicht denselben Zweck erfüllt, einfach nur die „Ingame-Karte“ aus der Dunkle Zeiten-Box darin abzudrucken, und ein Ausschnitt daraus wäre auch nicht sehr übersichtlich oder hilfreich gewesen.

Es sollte vielmehr eine Karte sein, die die Schauplätze besser abbildet, damit sich der Leser während seiner Reise durch die Dunklen Zeiten genau vorstellen kann, wo er sich gerade befindet, und die die relevanten Örtlichkeiten besser aufzeigt. Letzten Endes ziehe ich auch eine realistische Karte einer Ingame-Karte vor.

Erzähl uns etwas mehr über “Das Blut der Castesier”: Wovon handelt die Romanreihe, wann genau spielt sie? Wer waren die Castesier, und warum sind sie in Ungnade gefallen? Welchen Umfang werden die Bücher insgesamt haben?

Das Blut der Castesier spielt in den Dunklen Zeiten Aventuriens, einer Epoche, in der sich das zuvor so mächtige Bosparanische Reich im Abstieg befindet. Es ist eine Zeit, in der sich Dämonen wie Götter verehren lassen und die Grenzen des Reiches von Barbaren bedroht werden. Eine Zeit der Gladiatorenspiele, der Feldzüge in das Barbaricum, und in der beschworene Untote und sogar Dämonen wie selbstverständlich im Alltag anzutreffen sind.

Der Roman Blutnacht ist soeben bei Ulisses erschienen

Ich habe mir die Regierungszeit von Yarum-Horas ausgesucht, einem Herrscher, der sich recht lange auf dem goldenen Adlerthron von Bosparan halten konnte. Meine Frage war auch: Warum? Wie hat es Yarum geschafft, nach all den Wirren und Thronfolgekriegen in den Jahren und Jahrzehnten zuvor so lange zu herrschen?

In dieser Epoche zumindest vorgeblicher Stabilität leben auch Lucia, Valerius und Sabella. Lucia ist eine Comes aus edlem Hause, die als Offizierin in die Legion eingetreten ist und hofft, dort eine steile Karriere zu machen und diese als Sprungbrett für eine Beamtenkarriere in Bosparan zu nutzen. Allerdings gibt es da ein Geheimnis, das sie mit sich herumträgt und selbst in der Legion, auf einem Feldzug, könnte es womöglich auffliegen.

Valerius ist ein Dieb und Einbrecher, der sich in den Gassen des nahezu entvölkerten Puninums durchschlägt. Er wird von den Erinnerungen an ein Massaker an seiner Familie verfolgt, gerät nun aber in die Auseinandersetzung zweier Unterweltbanden, die ihren Einfluss auf die Stadt ausdehnen wollen – den tulamidischen Mussadin aus Yol-Fassar und die Fünf Banden Bosparans, die von einer mysteriösen Unterweltfigur kontrolliert werden, die sich „Der Procurator“ nennt.

Sabella schließlich wurde als Kind von dem alten Nekromanten Andronicus aufgenommen, der sie seitdem in seinen Künsten ausbildet. Sie hofft, dass ihr Meister sie bald schon zur Examinatio zulässt und sie dann eine freie Magierin wird. Ihr Lehrmeister scheint es damit aber nicht eilig zu haben.

Doch wie sind das Leben und die Schicksale dieser drei Personen miteinander verknüpft? Wer sind die Castesier und was hat es mit der “Blutnacht” auf sich, von der man sich in Bosparan nur hinter vorgehaltener Hand erzählt? Das muss der Leser dann schon selbst herausfinden.

Was den Umfang angeht, sprechen wir von sechs Romanen im bekannten Umfang der DSA-Romanreihe, also keine Novellen oder dergleichen, von so etwa 350 Seiten pro Band. Es gibt demnach reichlich Lesestoff.

Wie kommt man bloß auf die verrückte Idee, mal eben eine sechsbändige Romanreihe zu verfassen? War das Projekt von Anfang an auf diese Länge ausgelegt, oder hast Du mit einer Kurzgeschichte angefangen, die plötzlich ein Eigenleben entwickelte?

Als ich erstmals über das Projekt nachdachte, kam ich schnell darauf, eine Romanreihe verfassen zu wollen und eine Geschichte zu erzählen, die größer angelegt ist.

Mein ursprünglicher Plan war, einen Dreiteiler anzufertigen. Doch dann entwickelte sich die Handlung immer weiter und die Geschichte wurde immer umfangreicher, bis ich dann kleinlaut beim Verlag anfragte, ob es denn überhaupt realistisch wäre, eine sogar noch längere Romanreihe zu schreiben. An diesem Punkt war ich überzeugt davon, dass ich eine Absage erhalten würde.

Wie man heute, etwa vier Jahre später, sehen kann, war das aber nicht der Fall.

Die Cover aller kommenden sechs Castesier-Romane

Was ich gerade an Geschichten mag, die über einen längeren Zeitraum hinweg erzählt werden – seien es Romane, Filme, Serien, Comics … – ist, dass man dabei die Möglichkeit hat, eine detaillierte Hintergrundgeschichte zu weben und die Reisen und Entwicklungen der Protagonisten über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgen zu können. Ich befand mich hier auch in der luxuriösen Lage, die sechs Bände nicht nur auf einen Schlag planen, sondern auch schreiben zu können. Ich konnte dabei immer wieder auf die Vorgängerbände zurückkommen und alles genau aufeinander abstimmen. Es passierte dann auch immer wieder, dass mir zum Beispiel in Band V eine Idee kam, die aber in Band II vorbereitet werden musste. Also konnte ich noch einmal zurückgehen und diese Stelle überarbeiten.

Hätte ich dagegen erst einmal nur Band I verfasst und nur dann, wenn der Roman gut ankommt, ernsthaft überlegt, wie es weitergehen soll, wäre es mir niemals möglich gewesen, das Netz an Handlungsfäden, Verstrickungen, Wendungen, Enthüllungen und Rätseln durch die ganze Geschichte hindurch zu weben.

Ich hoffe also, dass die Leser Spaß daran haben werden, bestimmte Fragen und Rätsel über die sechs Bänder der Romanreihe hinweg zu verfolgen, auf die Hinweise zu achten, denen sie begegnen, bis sie dann schließlich die Antworten finden, nach denen sie gesucht haben.

Wie schafft man es, neben dem Beruf und den sonstigen alltäglichen Verpflichtungen eine solche Mammutaufgabe zu stemmen? Ich als zeitlich ständig überforderter Blogger und zweifacher Familienvater bin neugierig, was Dein Geheimnis ist. Wann hast Du das erste Wort der Geschichte zu Papier gebracht, und wie viele Stunden stecken insgesamt in dem Projekt? Wann hast Du Deine Familie und Deine Freunde das letzte Mal gesehen?

Ehrlich gesagt, bin ich viel zu gut im Prokrastinieren und manchmal kann ich mich ein ganzes Wochenende nicht dazu bringen, mich ans Schreiben zu machen. Wenn es dann aber läuft, dann läuft es auch und dann fange ich irgendwann mal an und stelle schließlich Stunden später fest, dass es draußen schon dunkel ist und ich vergessen habe, etwas zu Essen.

Letzten Endes zog sich die Arbeit aber doch über viele Jahre hinweg, eben weil ich ja auch noch einen Job und auch noch andere Verpflichtungen habe. Offiziell mit dem Rohtext begonnen habe ich im März 2015. Ab diesem Zeitpunkt saß ich in jeder freien Minute vor dem PC und habe geschrieben. Die drei Protagonisten wollten schließlich auch, dass ihre Geschichte erzählt wird und haben mir keine Ruhe gegeben, bis sie niedergeschrieben war. Im September 2015 war der Rohtext für die sechs Bände fertig – ich schätze, so etwa 1.500 Seiten.

Dann begann aber die eigentliche Arbeit, die sich danach über dreieinhalb Jahre hinweg zog und immer noch nicht so ganz abgeschlossen ist: Die Überarbeitung eben dieses Textes, also das Korrigieren, Streichen, Ergänzen, Kommentieren lassen, erneut überarbeiten, und so fort, bis am Ende dann endlich eine - hoffentlich - gute und stimmige Geschichte dabei herauskam.

Wie viele Stunden wirklich in dem ganzen Projekt stecken, kann ich unmöglich abschätzen. Vermutlich ist es auch besser so.

“Blutnacht” ist nach den beiden Bosparan-Romanen “Die letzte Kaiserin” und “Der erste Kaiser” Dein mittlerweile dritter Roman, der in den Dunklen Zeiten spielt. Woher kommt Deine Faszination für diese Epoche? Spielten der vergleichsweise vernachlässigbar dünne Metaplot und die wenigen Setzungen eine Rolle bei der Wahl des Settings?

Ich ordne die Romane Die letzte Kaiserin und Der erste Kaiser nicht in die Dunklen Zeiten ein – die Kusliker Kaiser würden mir da sicher vehement und bestimmt auch etwas pikiert beipflichten und denen wollen wir besser nicht widersprechen, oder? (Anmerkung der Redaktion: Whoops!)

Es gibt aber natürlich ganz sicher noch viele Elemente aus den Dunklen Zeiten, die sich auch zur Zeit von Bosparans Fall wiederfinden, aber auch viele Unterschiede – insbesondere der freiere Umgang mit dunkler Magie, die weniger reglementierte Verehrung der Götter, Anbetung von Dämonen und dem Namenlosen als Göttern, und so fort, die mich auch gereizt haben.

Allerdings habe ich diesen Zweiteiler geschrieben, bevor die Dunkle Zeiten-Box Wirklichkeit wurde. Im Nachhinein hätte ich bestimmt vieles anders angelegt, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, darauf aufzubauen.

Natürlich wurden die Dunklen Zeiten auch ganz bewusst darauf angelegt, ein freieres Setting ohne minutiöse Geschichtsschreibung zu bieten, in dem immer noch viel Freiraum für eigene Setzungen bleibt. Ein vergessener Horaskaiser, eine verheerende Schlacht, ein ganzer Bürgerkrieg, ein vollkommen neuer Kult – all das findet immer noch problemlos in den Dunklen Zeiten Platz, da diese Dinge nicht in die späteren Jahrhunderte überliefert wurden.

Dazu kommen noch die Anleihen an die irdische Antike und das Alte Rom, für die ich immer schon eine Vorliebe hatte und die mich sehr faszinieren.

Hast Du neben den Informationen aus der Box “Die Dunklen Zeiten - Imperien in Trümmern” auch die reale Geschichte des alten Roms zur Recherche verwendet? Muss man ein großes Latinum haben, um für die Dunklen Zeiten schreiben zu können?

Recherche ist das A und O, und das gilt auch, wenn man einen Fantasy-Roman verfassen möchte. Natürlich war die Dunkle Zeiten-Box meine Grundlage bei der Arbeit an der Romanreihe, genauso wie viele andere DSA-Hintergrundwerke, aber in meinem Regal steht auch das ein oder andere Sachbuch zum Alten Rom. Auch Filme und Serien haben mir dabei geholfen, ein Gefühl für das Setting zu entwickeln oder eben genauer zu erkennen, was ich in den Romanen zeigen wollte und was nicht. Die großartige Serie Rome habe ich x-mal gesehen, während ich mir wegen der abstrusen Art und Weise, wie Gladiatorenkämpfe in Filmen wie Gladiator dargestellt werden, immer wieder an die Stirn fassen musste.

Selbstverständlich muss man kein Latinum haben, um für die Dunklen Zeiten schreiben, oder um einen Roman in dieser Ära verstehen zu können – ich habe es auch nicht bis zum großen Latinum geschafft. Vergessen wir dabei mal nicht, dass sich die Dunklen Zeiten oder das Bosparanische Reich zwar am Römischen Reich orientieren, aber ganz sicher nicht das aventurische Pendant zur irdischen Antike sind. Die Dunklen Zeiten haben ihre eigenen Regeln und ihre eigene Kultur. Die Aufgabe war also, diese Kultur im Blut der Castesier zum Leben zu erwecken, und keinen irdischen Historienroman zu verfassen.

Mit den überlebenden Castesier-Kindern Lucia, Sabella und Valerius hast Du im ersten Roman drei starke Charaktere etabliert, auf deren weitere Abenteuer ich als Leser nun schon gespannt warte. Ohne zuviel zu verraten: Werden wir bis zum Ende der Romanreihe ausschließlich diesen Protagonisten folgen, oder können wir uns auf neue Hauptakteure freuen? Werden wir z.B. die Enkel der drei kennenlernen (immerhin regierte Yarum-Horas über 50 Jahre lang)? Hast Du einen Liebling, für den Du am Liebsten geschrieben hast?

Ich denke, ich kann auch zu diesem frühen Zeitpunkt schon sagen, dass sich die Romane auf eine kleine Anzahl Protagonisten beschränken werden. Es werden also nicht in jedem Band zwei, drei oder gar zehn weitere eingeführt. Es war schon mein Anliegen, dass die Leser die Geschichten einiger weniger Protagonisten verfolgen können und nicht aufgrund einer Vielzahl von Protagonisten die Übersicht und den Bezug zu den Figuren verlieren.

Wenn du mich unter Androhung eines Todes ad bestiam in der Arena zwingst, zwischen meinen „Kindern“, also meinen Protagonisten zu entscheiden, dann würde ich antworten, dass ich am liebsten aus der Sicht der angehenden Nekromantin Sabellas geschrieben habe – vielleicht auch, weil in dieser Figur doch recht viel von mir selbst steckt. (Für diejenigen, die den ersten Band schon gelesen haben und sich nun Sorgen um mich machen: nicht zu viel, keine Bange.)

Allerdings hing es auch immer stark davon ab, an welcher Stelle sich der jeweilige Protagonist oder die Protagonistin in ihrer Entwicklung gerade befanden. Wenn ich dann auch noch so an meine Kommentatoren denke, dann gab es da schon deutliche Unterschiede, was Favoriten anging, aber auch das wechselte schon mal im Verlauf der Geschichte. Insofern bin ich mir eigentlich ganz sicher, dass jeder Leser so seinen Favoriten haben wird, aber womöglich im Verlauf der Romanreihe überrascht feststellen könnte, dass sich das auch mal ändert.

Da wir DSA-Romanleser schon durch so manche abgebrochene Romanreihe traumatisiert wurden (Answin, Galotta, Leonardo…), interessiert uns natürlich brennend, wie weit die sechs Bände bereits fertiggestellt sind. Wann werden die einzelnen Bände etwa erscheinen? Und kann - möge Hesinde es verhüten - noch irgendetwas schiefgehen?

Das muss auch die erste Reaktion gewesen sein, die ich nach Ankündigung der Romanreihe mitbekommen habe: „Ich werde besser gar nicht erst damit anfangen, denn die Reihe wird ohnehin niemals fertig.“

Aber nichts liegt mir ferner, als die große Zahl traumatisierter Romanleser noch weiter ins Unglück zu stürzen. Ich hoffe sogar, dass ich ein paar dieser Wunden heilen kann, denn eines ist ganz klar: Diese Romanreihe wird fertig.

Im Grunde genommen ist die Reihe ja auch schon fertig. Ich denke, ich darf hier verraten, dass die ersten vier Bände fertig beim Verlag liegen. Band V und VI sind im Grunde fertig geschrieben, werden aber noch von meinen fleißigen Kommentatoren begutachtet und danach noch ein letztes Mal überarbeitet, bevor sie an den Verlag gehen. Es gibt also wirklich keinerlei Grund zu Besorgnis.

Kann etwas schiefgehen? Abgesehen vielleicht von einem Asteroideneinschlag, der Wuppertal und Waldems auslöscht, wüsste ich nicht, was. Selbst wenn ich morgen von einem Bus überfahren werde (und ich verspreche hiermit, bis zur Abgabe des letzten Manuskripts beim Überqueren der Straße immer nach rechts und links zu schauen), werden auch die beiden finalen Bände ganz sicher ihren Weg zum Verlag finden.

Alle Fans der Dunklen Zeiten – und solche, die es werden wollen – dürfen also gerne sofort mit dem Lesen beginnen! Die Romane können und werden aus den genannten Gründen dann auch in einem recht engen Abstand erscheinen.

Gerade ist mit großem Medienecho die finale Staffel von Game of Thrones zu Ende gegangen, Autor George R.R. Martin ist bereits jetzt eine lebende Legende. Wenn morgen Netflix oder HBO mit einem Koffer voll Geld bei Dir anklopfen würde, könnte es dann eine erfolgreiche Serien-Verfilmung Deiner Castesier-Romane geben? Gibt es in Deinen Augen einen guten Grund, warum die Amis derartig erfolgreiche Geschichten erzählen können und wir Deutschen nicht?

Zunächst einmal müsste ich ihnen erklären, wie sie den Weg nach Waldems und zu Ulisses finden. Danach werde ich dann gespannt abwarten, bis die Serie auf Netflix verfügbar ist.

Sicherlich gibt es viele sehr gute deutsche Fantasy-Romane, die eine Verfilmung wert sind. Ohne mich jetzt im Detail damit auszukennen, wie sich die Situation am deutschen Buchmarkt genau verhält und welche Stoffe unter welchen Bedingungen dafür in Frage kommen, liegt es aber sicher erst einmal an der (auch internationalen) Reichweite: Ein Roman wird dann interessant für die Übertragung in ein anderes Medium, wenn er bekannt ist und viele Fans der Geschichte dann auch ins Kino oder vor den Fernseher locken kann – man denke, zum Beispiel, an Die Unendliche Geschichte.

Das Schöne ist aber auch, dass gerade ein Streaming-Anbieter wie das von dir genannte Netflix inzwischen immer öfter international denkt und eben auch Serien und Filme außerhalb der USA produziert und anbietet. Vielleicht wird dann ja auch irgendwann einmal ein deutscher Fantasy-Roman als Grundlage dienen.

Was kommt nach dem Blut der Castesier? Hast Du schon Pläne für Folge-Projekte? Wird es Dich wieder ins alte Bosparan treiben? Oder doch lieber wieder nach Havena? Wird es wieder ein Roman werden, oder doch mal wieder ein Abenteuer? Hand auf’s Herz: Kannst Du nach dem Schreibmarathon DSA überhaupt noch sehen?

Pläne und Ideen für neue Geschichten und Romane habe ich immer, allerdings aktuell keine, die sich mit DSA befassen. Ich sage niemals nie und gerade die Settings Bosparan oder Havena sind für mich sehr reizvoll und ich kann mir durchaus vorstellen, dorthin auch wieder zurückzukehren.

Ich würde auch nicht sagen, dass ich DSA nun gar nicht mehr sehen kann. Dazu sind die Möglichkeiten auch einfach zu vielfältig, selbst wenn man sich einfach nur auf die Dunklen Zeiten beschränken würde. Selbst dann kann man mit anderen Charakteren, an anderen Orten und mit anderen Themen wieder eine spannende, neue Geschichte mit ihren ganz eigenen Herausforderungen erzählen.

Vielen Dank, Daniel, für Deine Zeit und Deine ausführlichen Antworten. Die Vier Helden und der Schelm drücken Dir für die letzten zu schreibenden und korrigierenden Seiten die Daumen, und freuen sich - wie sicherlich viele Leser da draußen - darauf zu erfahren, wie die Geschichte um Lucia, Sabella und Valerius weitergeht. 

Vielen Dank, es hat mir großen Spaß gemacht! Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen, der noch am Überlegen war, ob er sich auf die Reise in die Dunklen Zeiten begeben soll oder nicht, ein wenig Appetit machen, und wünsche allen spannende Lesestunden!

Der Roman "Blutnacht" von Daniel Jödemann umfasst 352 Seiten und ist in gedruckter Form ab sofort im F-Shop oder im regulären Buchhandel für 14,95€ erhältlich. Als E-Book gibt es den Roman z.B. bei Amazon. Der zweite Band "Schwarze Schwingen" wird voraussichtlich zur RatCon in Limburg im August 2019 erscheinen.

Kommentare

  1. Sehr gutes Interview! Viele neue und interessante Details über die Entstehungshintergründe. Viel mehr als ich erwartet hatte.

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    1. Danke, Michael. Es freut mich, dass es Dir gefallen hat. Und ich bin zutiefst enttäuscht, dass Du weniger erwartet hast! ;-)

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    2. Das kommt bestimmt von meinem VVV (Vertraulichkeitsvereinbarungsvorbehalt) ;)
      Übrigens hat mich die Bosparankarte in der DDZ-Box damals umgehauen. Eine der besten Karten bis heute.

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    3. Ja, die Karte ist sehr chic! Jetzt bräuchte ich nur noch irgendwann eine Heldentruppe in den Dunklen Zeiten, um sie auch mal ausspielen zu können.

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  2. Ich schließe mich an, wirklich ein schönes Interview mit Tollen Fragen! Danke lieber Schelm und lieben Dank an Daniel Jödemann für seine schönen Bücher. In den Nebeln Havenas habe ich erst vor gar nicht so lange Zeit gelesen. Mir haben die Charaktere sehr gut gefallen, mal was anderes, auch der Umgang mit Magie und Magiern fand ich sehr gut dargestellt. Dem eigenen Werk steht man ja immer kritisch gegenüber, vorallem wenn die Erschaffung schon etwas zurückliegt, ist ja klar, man entwickelt sich weiter und man wird besser, aber die Werke werden nicht schlechter, nur der Blick darauf ist ein anderer :)

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    1. Ja, ich habe "In den Nebeln Havenas" auch sehr genossen (wenn auch nur als Hörbuch), und halte ihn für einen der besseren DSA-Romane. Zugegebenermaßen habe ich aber nur einen kleinen Teil bisher lesen können.

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