Messebericht: CCXP 2019
CCXP - Nur wenige Buchstaben haben im letzten Jahr die Rollenspiel-Convention-Szene in Deutschland derart durcheinander gewirbelt. Eine brasilianische Mega-Comic-Messe verschlingt unsere gemütliche RolePlay Convention. Kann das gut gehen? Der Schelm hat sich auf den Weg gemacht, um der neuen Messe eine Chance zu geben, und nebenbei einen denkwürdigen Auftritt vor den Kameras des Ulisses-Live-Streams über sich ergehen zu lassen. Lest hier, ob er das Erlebnis gut überstanden hat.
Die Messe
Die RPC ist tot, lang lebe die CCXP! Als im letzten Jahr die Nachricht die Runde machte, dass die RolePlayConvention - jene kuriose Mischung aus Computerspiel-, Cosplay-, LARP-, Tabletop- und Pen&Paper-Messe - 2018 das letzte Mal stattfinden würde, und in der CCXP (Comic-Con-eXPerience) aufgehen würde, ging ein deutlich hörbarer Aufschrei durch die einschlägigen Rollenspiel-Foren. Viel zu teuer, viel zu wenig Rollenspiel, viel zu viel Kommerz, nichts mehr vom alten Charme und Charakter der RPC - die Kommentatoren überboten sich in Weltuntergangsszenarien.
Endlich war das letzte Juni-Wochenende da, und somit die Zeit, um sich selbst ein Bild der Lage in den brandneu renovierten Messehallen 7 und 8 der Kölner Messe zu verschaffen. Einige DSA-Neuheiten waren angekündigt, und so wäre ich ohnehin frohgemut gen Köln gefahren, um dem Kommerz zu frönen und mit ein paar DSA-Redakteuren zu plaudern.
Dieses Jahr kam jedoch eine Besonderheit hinzu, die mir zusätzlich zum warmen Sommerwetter (das Thermometer zeigte 34°C) die Schweißperlen auf die Stirn trieben: Im Vorfeld der Messe hatte mich Community-Managerin Jasmin Neitzel gefragt, ob ich Interesse hätte, als Gast-Moderator am Ulisses-Twitch-Stream teilzunehmen und eine gute Stunde lang Fragen an mir unbekannte Autoren bzw. Redakteure zu stellen. Ein Umstand, der mich zwar ehrte, aber auch nicht unerhebliche Zweifel in mir nährte, ob mein nur unzureichendes DSA-Hintergrundwissen für solch verantwortungsvollen Aufgabe gewachsen sein würde.
Die Anreise
Die ersten beiden Messetage am Donnerstag und Freitag verbrachte ich auf der Arbeit, hatte ich dort doch einen wichtigen Vortrag zu halten, dessen Vorbereitung meine knappe Freizeit aufzehrte. Erst am Samstag morgen sollte es für mich gen Köln gehen. Perfekt vorbereitet mit Nahrungsmitteln und zuckerhaltiger Flüssigkeit sowie diversen Vier Helden und ein Schelm Devotionalien fühlte ich mich gut gerüstet. Erst als ich vor der Tür von Kumpel Marcel stand, der mich mal wieder mit nach Köln nehmen wollte, stellte ich fest, dass ein winziges Detail fehlte: Ich hatte die Eintrittskarte vergessen!
Einen gut 20-minütigen Umweg später waren wir also endlich auf dem Weg nach Köln, und bogen tatsächlich relativ pünktlich um kurz nach 11 auf einen der Messeparkplätze ein. Entgegen der Erzählungen von Marcel, der bereits am Tag zuvor hier gewesen war, erwartete uns am Einlaß tatsächlich eine beachtliche Menschenschlange, die zwar nicht mit den letztjährigen Schlangen der RPC mithalten konnte, aber dennoch Hoffnung machte, dass die Hallen heute deutlich besser gefüllt sein würden als gestern.
Ein paar der Cosplayer versammelten sich zum Foto-Termin |
Der erste Eindruck der Messe war recht positiv: Großzügige, moderne Hallen, nobel mit seltsam lilanen Teppichen ausgelegt, empfingen uns, es waren zwar schon viele Besucher anwesend, die sich aber in den Weiten der beiden Hallen gut verteilten. Zielstrebig machte ich mich auf den Weg zu Halle 7, in der der ziemlich epische Ulisses-Stand beheimatet war (Ulisses musste extra neue Bodenfliesen beschaffen, um das ganze Areal abdecken zu können). Ich machte vorher noch einen kurzen Abstecher in die Artist's Alley, wo ich aber leider keine mir bekannten Illustratoren entdecken konnte. Insgeheim hatte ich darauf gehofft, Tim Brothage - dem Schöpfer unseres Vier Helden und ein Schelm Logos - mal persönlich die Hand schütteln zu können. Schade - vielleicht klappt das ja auf der RatCon in Berlin.
Am Ulisses-Stand wurde dann natürlich direkt Phex gehuldigt, indem die Messe-Neuheiten erworben wurden: Das Abenteuer Krallenspuren von DSA-Redakteur Johannes Kaub, das ich bereits am Donnerstag im örtlichen Rollenspiel-Laden gekauft hatte, wurde ein zweites Mal erworben, um es im kommenden Juli-Gewinnspiel unter's Volk bringen zu können. Das CCXP-exklusive DSA1-Abenteuer Das Vermächtnis des Nubor wurde ebenfalls in zweifacher Ausführung eingepackt, auf dass es ebenfalls viele Interessierte auf meinen Blog locken möge. Auch die frisch erschienene Druckfassung des alternativen Regelwerks Ilaris wurde auf meinen erschreckend schnell größer werdenden Kaufstapel gelegt, der schließlich sogar noch mit dem ersten Schwung der Handbücher des Drachen ergänzt wurde, die ich damals nicht mit unterstützt hatte.
Der DSA-Twitch-Stream
Zufrieden mit meiner Ausbeute (und bevor ich mich noch zu Spontankäufen der neuen Tails of Equestria Abenteuer hinreißen ließ) machte ich auf dem Stand die Runde, um mit meinen kommenden Interview-Partnern zu plaudern: Jasmin, die mir das ganze Spektakel eingebrockt hatte, sowie Johannes, den ich vorher noch nie gesprochen hatte, wirkten entspannt genug, um mein Lampenfieber zumindest nicht noch unnötig zu steigern. Und so nahm ich in einem der vier bereitstehenden Polstersesseln Platz, ließ mich von Philipp mit einem Mikro verkabeln, und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Auch Carolina Möbis, Roman-Autorin und eine der Beteiligten Autorinnen am DSA-Ableger Die Schwarze Katze, war überpünktlich da, und setzte sich für den Soundcheck zu uns, was natürlich ein Fehler war: Wir ließen sie einfach nicht mehr gehen, und so musste sie (obwohl das Interview mit ihr eigentlich erst eine halbe Stunde später angesetzt war) bereits von Anfang an mit vor der Kamera hocken.
Das Streaming-Programm - nur echt mit Vier Helden und einem Schelm |
Der Beginn des Twitch-Streams, der eigentlich pünktlich Mittags liegen sollte, verzögerte sich aufgrund von Kameraproblemen um ein paar Minuten, die aber bei mir interessanterweise zu keiner zusätzlich Nervosität führte. Im Gegenteil: Meine drei Mitstreiter sowie die Technik-Crew hinter den Kulissen waren eine lustige Truppe, wir blödelten über unsere Anspannung hinweg, ließen uns von den von Carolina mitgebrachten Freundinnen beklatschen und freuten uns darauf, dass es endlich los ging.
Und dann gab uns Dominik ein Zeichen, und ab ging der wilde Ritt!
Worüber wir gesprochen haben? Keine Ahnung - irgendwie über alles ein wenig. Vom DSA-Einstieg über den Werdegang eines DSA-Autors, über frisch erschienene und angekündigte Publikationen (u.a. über die voraussichtlich im September kommende Aranien-Spielhilfe, die im gestrigen Twitch-Stream verkündet wurde) bis zu Terry Pratchett Figuren reichte das Spektrum, und ich kann von mir behaupten, trotz aller Vorbehalte und Lampenfieber eine tolle Zeit gehabt zu haben.
Kritisches Publikum nach dem Interview |
Als inoffizieller Co-Moderator habe ich sicherlich nicht die fundiertesten Fragen gestellt, und sicherlich auch so manches offensichtlich aus den Fingern gesogenes Thema in den Raum geworfen - aber es war lustig, und erstaunlich entspannt. Etwas in die Länge zog sich nur die letzte Viertelstunde, war doch für diese Zeit eigentlich ein Aventuria-Interview angesetzt. Doch da die beiden Interview-Partner auf sich warten ließen, machten wir das Beste aus der Pause und quatschten über Erzdämonen und beantworteten Fragen aus dem Chat.
Meine Interview-Partner von meinem Sessel aus |
Hat unsere Interview-Runde den Zuschauern irgendwelche neuen Erkenntnisse gebracht? Keine Ahnung - ich befürchte eher nein. Aber ich bin schon sehr gespannt, mir den Twitch-Stream heute Abend noch einmal zu Gemüte zu führen.
Der Aventuria-Twitch-Stream
Nach einer kurzen Pause ging es dann auch endlich mit Aventuria weiter. Christian Lonsing und der Grolm gesellten sich zu Jasmin und mir, und wir plauderten vollkommen unkoordiniert über das schöne Kartenspiel Aventuria im Allgemeinen, das für die CCXP neu aufgelegte Multi-Parallele Abenteuer Rietholz Rückkehr (das ich bereits auf dem Kaiser-Raul-Konvent 2019 erleben durfte), die bald erscheinenden Erweiterungen Das Steinerne Schiff und Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler sowie kurz über das kommende Setting Nedime, Tochter des Kalifen. Durch den relativ späten Beginn des Stream, verging die Zeit wie im Fluge, und als Michael Mingers um 14 Uhr zum Mikrofon griff, und uns daran erinnerte, dass nun das Aventuria-Spiel beginnen sollte, war ich tatsächlich etwas enttäuscht, dass es bereits vorbei war.
Und so endete meine kurze Karriere als Ulisses-Gast-Moderator: Es wurden Hände geschüttelt, wir dankten uns gegenseitig für die netten Gespräche, und ich war froh, dieses Abenteuer so glimpflich im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne gebracht zu haben. Ob es eine einmalige Aktion war? Keine Ahnung, das muss Ulisses entscheiden. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht, und ich danke Ulisses und insbesondere Jasmin für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich hoffe, es war für alle Zuschauer zumindest halbwegs erträglich.
Die B-Ware
Noch völlig benommen von Adrenalin taumelte ich Richtung B-Ware-Stand, wo ein ziemlich unterbeschäftigter Steff neben einem ebenso unterbeschäftigten Hexxen-Mirko stand und auf Schnäppchen-Jäger warteten. Da es noch immer den genialen Aventurischen Atlas in rauhen Mengen gab (ein in meinen Augen vollkommen zu Unrecht geschmähtes Buch), nahm ich direkt zwei Exemplare für je 5€ mit, ohne die Absicht zu verfolgen (wie Steff scherzhaft empfahl), die Reiseroute meiner Helden in kommendenn Abenteuer direkt in das Buch einzuzeichnen - sowas macht man einfach nicht!
Steff im Kreise einer befreundeten Scaven-LARP-Truppe |
Eigentlich hätte es das schon sein können, aber da ich ein schwacher Mensch bin, nahm ich mir noch drei Schicksalspfade-Figurensets mit, und plauderte mit Steff über die jetzt bald kommenden Westfalia Miniaturen sowie die schöne Überraschung, die ihm eine Scaven-LARP-Truppe zuvor bereitet hatte: Ein Steffs Kleynkrämerey Banner für kommende Video-Streams. LARPer und PnP-Rollenspieler sind doch oftmals sehr sympathische Menschen - selbst wenn sie wie Ratten aussehen!
Yvis Merchandise-Stand
Endlich hatte ich nun auch genug Zeit, an Yvis Merchandise-Stand vorbeizuschauen, die sich seit letztem Jahr eine offiziell lizensierte Produzentin von DSA-Produkten wie Würfelkästen, Würfelbeuteln, Heldenbrief-Mappen und ähnlichen Paraphenalia des Rollenspielers nennen darf. Ich schwöre wirklich, dass ich nur schauen und gar nichts kaufen wollte, wurde aber dann doch vom magisch-wirren Blick des Rakorium Muntagonus auf einer Schreibmappe angezogen, und konnte der Kaufversuchung unmöglich widerstehen.
Die Rakorium-Mappe in Kreis meiner übrigen Einkäufe |
So kam ich aber auch mit Yvi ins Gespräch, die ihren Job bei Asmodee hingeworfen hatte, um sich mit Merchandise-Produkten selbstständig zu machen. Ich erfuhr, wie sie die schönen Motive auf die Stoffmappen presst, dass alle ihre Würfelbeutel liebevolle Handarbeiten sind (und dennoch nur schmale 8€ kosten), und dass die Messe trotz der katastrophalen Frequentierung am Donnerstag und Freitag wenigstens kein Verlustgeschäft werden würde.
Voller Scham musste ich gestehen, dass ich mir meine selbstgestaltete Würfelarena in Singapur hatte fertigen lassen, und versprach schuldbewusst, für kommende Produkte auf deutsche Fertigung von Yvi zurückzugreifen. Ein sehr nettes Gespräch später und einen Rakorium reicher, beschloss ich, mir mal den Rest der Halle 7 vorzunehmen.
Die Halle 7
Ohne Plan schlenderte ich durch die noch immer nicht gerade überlaufene Rollenspiel-Halle, schaute kurz beim Uhrwerk-Verlag vorbei (wo ich aber vorerst noch nichts kaufte - immerhin lag noch eine frisch angekommene Kiste mit Myranor- und Splittermond-Produkten bei mir zu Hause), und suchte vergeblich nach Robert Corvus und Bernard Hennen, die leider gerade nicht an ihrem Stand waren. Damit waren meine Pflichtpunkte auf der To-Do-Liste bereits abgehakt, und ich konnte ziellos durch die Halle schlendern und die wieder großartigen Cosplay-Kostüme genießen, für die allein sich die Messe fast schon lohnen würde.
Ich wollte gerade die Halle nach draußen verlassen, um den stark geschrumpften Mittelalter-Markt zu begutachten, als ich fast in meine nette Interview-Partnerin rannte: Carolina Möbis stand am Eingang zum Lesecafé, und wartete leicht nervös auf den Beginn ihrer für drei Uhr terminierten Lesung. Da sie wohl nicht mit sonderlich vielen Zuschauern rechnete (es ging um ihren neuen, noch nicht erschienenen Earthdawn-Roman, der eigentlich für Juli geplant war), und ich nichts Besseres vorhatte, erklärte ich mich spontan bereit, mich ins Publikum zu setzen, um einen der leeren Plätze zu füllen.
Bis dahin plauderten Carolina und ich über das Leben einer freischaffenden Autorin, über die Insolvenz von Uhrwerk und Feder&Schwert (von der Carolina mit ihrem Earthdawn-Roman direkt betroffen ist, da sie nun nicht mehr weiß, ob und wann er erscheinen wird) sowie über ihre Arbeit als Lektorin und Redakteurin für die DSA-Romanreihe bei FanPro, für die hoffentlich schon bald neue Romane erscheinen könnten. Earthdawn, Cosplay, Terry Pratchett - Caro war trotz der vorhandenen Grundnervosität eine super sympathische Gesprächspartnerin, und so ging ich gerne mit in die Lesung, gespannt, was mich dort erwarten würde.
Die Lesung
Tatsächlich war meine Anwesenheit zumindest zu Beginn dringend nötig: Während der zuvor im Lesecafé aufgetretene Kai Meyer bestimmt drei Dutzend Zuhörer um sich scharen konnte, waren bei Carolina neben mir und den drei Mädels ihrer Rollenspiel-/Cosplay-Truppe gerade einmal zwei weitere Zuhörer anwesend, weshalb ich mich zunächst wirklich nur aus Mitleid in die erste Reihe setzte. Auch befürchtete ich, dass aufgrund der hohen Grundlautstärkepegels in der Messehalle und der nicht gerade donnernden Stimme Carolinas meine alten Ohren nur einzelne Fetzen der Erzählung hören können würden. Außerdem: Wer zum Geier will denn schon Earthdawn hören? Das konnte ja nichts werden! Meine Erwartungshaltung war ausgesprochen gering.
Oh Junge, was lag ich falsch! Carolina gab uns einen kleinen Earthdawn-Crashkurs, erzählte uns von einem uralten Kaer, einer Untergrund-Stadt, in der sich die Bewohner vor einer schrecklichen Katastrophe magisch einschlossen, und nun, viele Generationen später, die eigenen Schutzzauber nicht mehr durchbrechen können, um ihr dunkles Gefängnis zu verlassen. Doch alle zehn Jahre gelingt es, die magische Barriere für einen kurzen Moment zu öffnen, um eine kleine Truppe von Auserwählten in die Außenwelt zu entlassen, auf dass sie das Artefakt finden mögen, mit dem der Zauber beendet werden kann...
Carolina Möbis voll in ihrem Element |
Und dann ging die Geschichte los: Wie ein Mitglied des Adels einen Trupp von Abenteurer auf der vierten Ebene des Kaers rekrutieren muss. Wie der bunt gemischte Trupp das erste Mal die Außenwelt betritt und die Schönheit des Sternenhimmel und des Sonnenaufgangs bewundert. Wie die Heldengruppe erst überfallen und dann von Orks gerettet wird. Wie einer der Protagonisten entdeckt, dass er sich in ein Huhn verwandeln kann. Ich habe viel gelacht, war fasziniert, habe mitgefiebert, und merkte gar nicht, wie die Stunde rumging. Der skurile Humor, der aus jeder Zeile des Erstkontakts mit der Außenwelt troff, war eines Terry Pratchett oder wenigstens eines Westwärts, Geschuppte! würdig, und ich war bei den meisten Szenen etwas traurig, als sie plötzlich endeten und zur nächsten Szene gesprungen wurde. Ich war sogar zu sehr in die Lesung vertieft, um zu bemerken, dass sich mittlerweile hinter mir das Lesecafé sehr gut gefüllt hatte, und bestimmt zwanzig Leute interessiert Carolinas Worten lauschten.
Kurz und gut: Die Lesung war wider Erwarten eines meiner Highlights der Messe, und ich werde mir den Roman - falls und sobald er denn erscheint - sicherlich kaufen. Selbst wenn Earthdawn draufsteht! Ich verabschiedete mich gut gelaunt von Caro und ihren Freundinnen, die den Erfolg mit einem Met feiern wollten (wobei ich sie nun nicht weiter mit meiner Anwesenheit stören wollte), und eilte direkt zum Uhrwerk-Verlag-Stand, um meinen kleinen Teil zum Erscheinen des Buchs beizutragen.
Der Uhrwerk-Verlag
Ich kaufte die beiden Splittermond-Grundbände Die Magie und Die Welt in der Taschenbuchausgabe, und sprach kurz mit einem Mitarbeiter (dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe) über die Insolvenz und die Situation der Angestellten. Anscheinend sind sie mit dem Insolvenzverwalter soweit zufrieden, und der weiß wohl auch die aktive Community zu schätzen. Der Uhrwerk-Shop musste wohl unter anderem deshalb geschlossen werden, weil sich der Insolvenzverwalter bei der großen Anzahl an Verkäufen gar keinen vernünftigen Überblick über die Finanzen machen konnte.
Das finde ich persönlich schonmal schön zu hören. Ob und wie es weitergeht, weiß aber noch immer niemand, weshalb ich mich auch mit weiteren Aussagen und/oder Mutmaßungen zu dem Thema zurückhalten werde. Nur soviel sei gesagt: Ich drücke noch immer allen Uhrwerklern alle Daumen, und hoffe, dass die Anstrengungen der Community nicht umsonst gewesen sein mögen.
Die Nubor-Spielrunde
Zurück am Ulisses-Stand schaute ich noch kurz beim Aventuria-Turnier vorbei, das kurz zuvor mit einem erneuten Sieg über Kapitän Rietholz erfolgreich beendet wurde, allerdings nicht ohne vorher sechs Spieler in den (bei Aventuria glücklicherweise nicht allzu tragischen) Tod gerissen zu haben. Ich wechselte noch ein paar Worte mit GTStar und Christian Lonsing, schaute dann beim fleißig eine Einsteiger-Runde meisternden Marcel vorbei, und wanderte dann zur Twitch-Bühne rüber, wo gerade die DSA1-Let's-play-Truppe in "dem Nubor sein Vermächtnis" (Zitat Michael Mingers) vertieft war.
Markus Plötz leitet "Das Vermächtnis des Nubor" |
Einer der umstehenden Beobachter war Nico von Orkenspalter-TV, mit dem ich mich schon auf dem KRK so gut unterhalten konnte, und so quatschten wir auch hier eine gute halbe Stunde über Nubor, das immer noch viel zu unbeachtete Gratis-Abenteuer Gefängnis der Schatten (das meiner Meinung nach viel besser als Druckprodukt auf dieser Messe hätte verteilt werden sollen), über Splittermond, Uhrwerk, Computerspiel-Lizenzen und allerlei mehr... es ist immer wieder toll zu sehen, welch grundsympathische Vollblut-Nerds hinter Orkenspalter-TV stecken.
Irgendwann stieß noch der neue Marketing-Manager Jens Ballerstädt (ebenfalls ein supernetter Mensch und, wie ich finde, großer Gewinn für die Firma) dazu und berichtete, dass sogar ein Fernseh-Moderator und ein YouTuber mit einer halben Million Follower sich an den Stand verirrt hatten und sich als ehemalige DSA-Spieler geoutet haben. Wäre cool, wenn die ein wenig Werbung für unser Nischenhobby machen würden. Ein großes Herzensprojekt für Jens ist das kommende Äventyr-Crowdfunding, das anscheinend ein echt schönes Einsteiger-Rollenspiel für Kinder zu sein scheint. Verdammt, dann habe ich bald fünf verschiedene Einsteiger-Systeme, mit denen ich meine Kinder ins Hobby einführen könnte).
Als das Nubor Let's Play um fünf Uhr endete, nahte auch für mich das Ende der Veranstaltung, wartete doch ein noch langer Heimweg mit der Bahn auf mich (Marcel war noch bis 21 Uhr für Spielrunden eingeteilt, was mir deutlich zu spät war), und so wuchtete ich meine vier Taschen mit Rollenspielmaterial schwitzend den nicht gerade kurzen Weg zum Bahnhof Deutz. Ich kaufte ein Ticket, sprang in die erstbeste S-Bahn Richtung Düsseldorf (ohne zu bemerken, dass diese über Dormagen fuhr und damit einen riesigen Umweg machte), und kam um Viertel vor Acht erschöpft, aber glücklich zu Hause an.
Das Fazit
Was soll ich nun, fünf Stunden nach meiner Zeit auf der Messe, über die CCXP sagen? Das Bashing der Messe im Vorfeld war in meinen Augen ungerecht. Die Messe war toll organisiert, das Ambiente war chic und modern, der Eintrittspreis im Vorverkauf noch gerade eben human (ich habe 24€ für meine Karte bezahlt). Dass die Hallen weniger Stände hatten, war natürlich traurig, lag aber wohl eher am Risiko der neuen Messe denn an den hohen Standgebühren, waren diese doch anscheinend noch einigermaßen erträglich (der Ulisses-Stand war RIESIG - das hätte man sich auf der Spiel in Essen niemals leisten können). Für LARPer, Tabletop- und Brettspieler war die Messe wohl nichts mehr - für alle drei Hobbys habe ich fast keinen Stand gesehen (wobei ich Hallo 8 auch praktisch nicht betreten habe und somit durchaus einige Stände verpasst habe).
Das Wichtigste war aber für mich: Es fühlte sich noch immer nach der RPC an! Überall liefen gut gelaunte Cosplayer mit wirklich eindrucksvollen Kostümen durch die Gegend, konnte man in wenigen Minuten einer Dudelsack-Musik-Truppe, Voldemort, Darth Vader, irgendwelchen mir unbekannten Manga-Charakten und dem Hexer begegnen. Die Hallen waren angenehm kühl temperiert, die geringe Personendichte sorgte für schnelle Wege von einem Ende der Halle zum anderen. Kurz und gut: Als Besucher der Messe bin ich für mein Geld voll auf meine Kosten gekommen, und habe keinen Moment des Tages bereut.
Dass es für die Aussteller sicherlich etwas weniger rosig aussah, ist aber wohl auch nicht von der Hand zu weisen, und ich hoffe, dass der geringe Besucheransturm am Donnerstag und Freitag vom deutlich besseren Wochenende genug aufgefangen wird, um die Messe insgesamt wenigstens zu einem finanziellen Nullsummenspiel zu machen. Ob Ulisses auch nächstes Jahr mit dermaßen großem Stand, Team und Twitch-Programm antreten wird, halte ich aber für fraglich. Ich drücke die Daumen, dass dies nicht die erste und letzte CCXP in dieser Form war.
Für mich lässt sich nur ein einziges persönliches Fazit ziehen: Es war eine echt geile Veranstaltung! Angefangen von der sehr angenehmen und entspannten Twitch-Runde bis zu den tollen Gesprächen mit alten und neuen Ulisses-Mitarbeitern und Fans war es eine rundum gute Erfahrung. Auch wenn die großen DSA-Highlights vielleicht fehlten (nichtmal Nico als Co-Autor wollte bei Nubors Vermächtnis von einem rollenspielerischen Highlight sprechen), habe ich mehr als genug Geld für cooles Zeug ausgegeben, habe festgestellt, dass auch Earthdawn-Romane sehr unterhaltsam sein können und erlebt, wie eindrucksvoll ein Ulisses-Regieraum von innen aussieht.
Vielen Dank an Jasmin für das Vertrauen und die tolle Gelegenheit, einmal auf der Ulisses-Bühne sitzen und frei nach Schnauze mit DSA-Autoren plaudern zu dürfen. Danke an Johannes, Steff, Michael, Dominik, Philipp, Jens, Christian, Mirko und all die anderen Ulisses-Mitarbeiter für die nette Aufnahme und lässige Atmosphäre. Danke an Yvi für die tolle Mappe, und an Marcel für die wie immer sehr unterhaltsame Hinfahrt. Danke an Carolina für die spannenden Gespräche und die lustige Lesung, und an Nico für das entspannte Plaudern, während auf der Bühne der Verlagsleiter in die Rolle des Nubor von DSA-Hasser Michael Mingers schlüpft. Ihr merkt schon: Ich bin zufrieden mit meinem Tag, und werde nun erschöpft, aber glücklich ins Bett fallen. Und - wenn Bishdariel mir gewogen ist - von weiteren kommenden schönen Conventions träumen...
Hui, ich bin erwähnt worden :D Danke, danke, lieber Schelm - auch wenn es nur so kurz war :)
AntwortenLöschenNun muss ich mir noch unbedingt die genannten Twitch-Streams anschauen, ich war ja mit Demoen (heißt das so?) beschäftigt ;)
Kleine Korrektur: ComiCon heißt sie :) und die RCP RPC :)
Mir haben die "gut gelaubte Cosplayer" gefallen.
LöschenHmm, oder waren alle passend um Thema "Baum" belaubt?
Danke für's Korrekturlesen - ich hatte vorher tatsächlich überall statt RPC RCP geschrieben - schließlich bin ich Java-Entwickler, dessen Hauptaufgabe die Mit-Entwicklung einer auf Eclipse "Rich Client Platform" (RCP) basierten Software ist.
LöschenUnd auch die Cosplayer haben ihre Blätter abgeworfen und sind deshalb nun sehr gut gelaunt.
Wenn das in 23.000 innerhalb von drei Stunden vollkommen übermüdet hingerotzten und nicht lektorierten Zeichen die einzigen Rechtschreibfehler gewesen sein sollten, kann ich mich ja glücklich schätzen.
Ein schöner und persönlicher Beitrag. Rakorium-Produkte können übrigens gar nicht genug unterstützt werden.
AntwortenLöschenFehlt eigentlich nur ein Plüschi-Nottel, da hat man auch schnell einen Ersatz zur Hand :D
LöschenIch dachte, für die Nottels dieser Welt wäre es gesünder, wenn es eher weniger Rakoriums statt mehr geben würde...
LöschenWar auch dort, und während die individuellen Stände in der Tat mit viel Liebe gemacht sind, muss ich doch sagen dass die CCXP für mich eher unterwältigend war.
AntwortenLöschenFür Preise bis zu 45 Euro für ein Einfaches Ticket war das schon eine kleine Frechheit.
Eine ganze Halle nur für Film-Promotion (die mich ehrlich gesagt kein Stück interessierte) treibt den Ticketpreis unnötig nach oben und bringt sehr wenig harten "Content" auf die Con.
Der Mittelalter-Markt war ein Witz ohne Flair (das war früher anders), die MaxMax-Cosplayer schienen ziemlich einsam und die Hallen waren am Samstagnachmittag eher leer. So schön der viele Platz bei der Hitze war, ich hätte gerne mehr für mein Geld gesehen. Mehr andere Spieler, mehr Cosplayer, mehr kleine Anbieter.
Dialoge am Messestand haben mir den Eindruck vermittelt, dass zumindest einige der vielen kleinen Anbieter nur kamen, weil man in letzter Minute "Spots for Free" rausgehauen hat, weil die Halle sonst leer gewesen wäre. Und das wurde mir gegenüber direkt den hohen Preisen zugeschrieben.
Ich hätte gerne etwas weniger Media-Konsum-Hype (nicht keinen, nur weniger) und mehr von dem, was Leute auf die Messe zieht: Content. Stöbern, Spielen, Lernen, Verbindungen mit Leuten mit ähnlichen Interessen.
Vielleicht kann man ja auch mal nachdenken den Zeipunkt zu ändern? 6 Wochen vor der Gamescom? 3 Wochen vor der Feencon? Ist vielleicht ein schwieriger Zeitpunkt für das Klientel. Einige weiter anreisende Cosplayer und Gamer werden sich eher die Gamescom vornehmen, wenn sie wählen müssen. Die regionale RPG-Community geht dann vielleicht doch eher auf die Feencon 3 Wochen später...
So, damit ich jetzt nicht nur rummeckere: Mein persönliches Highlight war der Playtest von Truant Games' Herr der Ringe-Sourcebooks auf basis der DnD-5e-Regeln! Schönes Abenteuer, gut durchdachte Regel-Modifikation und viel Platz für gutes Kopfkino.
Ich werde nächstes Jahr auch kommen. Bin ja Kölner und man soll Dingen ja eine zweite Chance geben... aber 45 Euro Full Price würde ich bei weiterer Anreise nicht zahlen. Naja, wenigstens ist vorbestellen früh möglich!
Ich kann verstehen, dass mein insgesamt eher positives Fazit sehr subjektiv ist; da mich weder der Mittelaltermarkt noch LARP noch die Halle 8 in irgendeiner Form interessieren, und ich primär für die Rollenspielstände dort bin, war ich ganz zufrieden. Die Karte war mit 25€ im Vorverkauf nicht günstig, aber auch nicht unverschämt teuer. Das einzige, was mich daran nervt, ist, dass sie nicht mehr als VRS-Ticket für die Anreise verwendet werden kann. Insgesamt halte ich weniger das Messekonzept als solches für das Problem (es wirkte alles sehr viel besser organisiert und moderner als die RPC), sondern die Erwartungshaltung der Leute: Irgendwie war jeder nach den ersten Ankündigungen überzeugt, dass es nur scheiße werden kann, und deshalb ist niemand hingegangen. Und weil niemand hingegangen ist, wurde es scheiße. Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Und dabei kann sich zumindest unter den Schülern und Studenten niemand beschweren, dass es zu teuer gewesen sei, denn diese hatten am Donnerstag und Freitag freien Eintritt. Alles in allem war die RPC bestimmt publikumsnäher, bodenständiger und sympathischer - aber ein Totalausfall war die CCXP in meinen Augen nicht!
LöschenDanke für Dein Feedback und Deine ausführliche Meinung! Vielleicht sieht man sich im nächsten Jahr auf der CCXP!
Sehr schöner Bericht! :)
AntwortenLöschenSehr schöner Kommentar! ;)
LöschenVielen Dank für den Bericht!
AntwortenLöschenIch bin auf die Messe (auch am Samstag) eher mitgeschleppt worden, von selbst wäre ich wohl auch mit Blick auf das Preisschild nicht gekommen, war aber eher angenehm überrascht. Sehr nette Atmosphäre und trotz der äußeren Hitze hervorragende Luft in den Hallen. Die Messe Köln ist eine gute Location.
Da meine Interessen aktuell vor allem Tabletop und Cosplay sind wurde ich eigentlich sehr gut bedient. Für Larper gab es wenig - mit Ausnahme einiger sehr guter bargain-Stände, wie z.B. von Mytholon - aber dafür halt den Comickram. Hierzu muss man sagen, ich denke das lockt vielleicht Leute an, die auf eine RPC nie gekommen wären - und die eher der jüngeren Generation angehören. Das braucht das Hobby als gesamtes betrachtet auch.
Sehr positiv war in der Tat der Ulisses Stand, ich habe Mal in einer Proberunde HeXXen ausprobieren können und abgesehen von den sehr unbequemen Hockern war das eine sehr gelungene Sache!
Danke für Deinen persönlichen Bericht, freut mich, dass außer mir auch noch andere Spaß an der Veranstaltung hatten. Dass es sonderlich viele jüngere Personen an die Rollenspiel-Stände getrieben hat, wage ich zwar zu bezweifeln, aber ja, es wäre toll, wenn die Messe zur gegenseitigen Befruchtung der verschiedenen Nerd-Hobbys (Rollenspiel, Comics, Filme, Cosplay,...) führen würde.
LöschenSchön, dass Dir Hexxen gefallen hat - wenn wir DSA durch haben (so in ca. 250 Jahren), würde ich Hexxen auch gerne mal ausprobieren.